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Normalerweise lässt Trump keine Gelegenheit aus, um gegen Merkel vom Leder zu ziehen. Diesmal aber schweigt er ...

Foto: AP/Patrik Stollarz

Das Bemerkenswerteste ist, wie sich der amerikanische Präsident ausschweigt. Sonst nie um eine schnelle Twitter-Zeile verlegen, hat Donald Trump die deutsche Regierungskrise auch 48 Stunden nach dem vorläufigen Scheitern der Koalitionsgespräche mit keinem Wort kommentiert.

Das ist umso erstaunlicher, weil er im Wahlkampf keine Gelegenheit ausließ, seiner Angela-Merkel-Karikatur immer neue, immer gröbere Striche hinzuzufügen. Da war die Kanzlerin in seiner Skizze die Frau, die ihr Land in den Ruin treibt. Und nun? Schadenfreude? Falls sie dergleichen empfinden im Weißen Haus, hüten sie sich, es öffentlich zu machen.

Medien wundern sich über Deutschland

In den Medien wiederum ist eine gewisse Verwunderung allenthalben zu spüren: Ausgerechnet der Stabilitätsanker Europas, das normalerweise so verlässliche Deutschland, steuert auf eine womöglich längere Phase politischer Instabilität zu. Die Aussicht sende Schockwellen über den Kontinent, schreibt etwa die "New York Times". Und das zu einer Zeit, in der die Europäische Union vor drängenden Problemen stehe, von den Brexit-Verhandlungen mit Großbritannien über den Aufstieg rechter Populisten bis hin zum Separatismus in Katalonien.

Die zunehmende Zersplitterung der politischen Landschaft Europas habe nun auch das wichtigste EU-Mitglied erreicht, analysiert das "Wall Street Journal". Im Nachhinein entpuppe sich die Bundestagswahl im September als Wendepunkt: Das Erstarken der extremen Rechten und die Schwächung der etablierten Parteien hätten es deutlich erschwert, eine Regierung zu bilden. Daran würden auch Neuwahlen nichts ändern.

"Weitere Amtszeit"

Ian Bremmer, Direktor des New Yorker Thinktanks Eurasia Group, traut Merkel indes zu, auch das nächste Kabinett anzuführen. "Ich glaube, sie wird aus alledem noch eine weitere Amtszeit herausholen. Aber das von Angela Merkel dominierte Deutschland der vergangenen Jahre, damit ist es vorbei." (Frank Herrmann aus Washington, 22.11.2017)