Matthias Schwab (22) ist 1,83 Meter groß und wiegt 78 Kilogramm.

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Wien – Am Donnerstag eine Golfrunde in Tarragona (Katalonien), am Freitag eine Pressekonferenz in Wien, am Samstag ein paar Stunden Skifahren daheim in der Steiermark, am Sonntag Abflug nach Florida. Es spielt sich derzeit im Leben des Matthias Schwab ordentlich ab. Das liegt vor allem an der Golfrunde in Katalonien, die nicht irgendeine Runde war. Beim Qualifikationsturnier für die European Tour drehte der 22-jährige Schwab im Finish auf, fünf guten Scores (71, 69, 67, 71, 69) fügte er einen sechsten (67) hinzu. Das ergab den 18. Rang, der recht knapp, aber doch für die europäische Tourkarte reichte.

"Ich kann mich nicht beschweren", hat Schwab am Freitag leicht unterspielt. "Das war ein Happy End, noch dazu am Geburtstag vom Papa." Andreas Schwab (65) ist Sportfreunden ein Begriff, er war im Zweierbob, in dem er hinter Fritz Sterling saß, 1976 Olympiavierter, später Generalsekretär der Sporthilfe und der nationalen Anti-Doping Agentur (Nada). Jetzt ist Andreas Schwab nicht nur Vater, sondern auch Manager des – neben dem seit Jahren etablierten Burgenländer Bernd Wiesberger (32) – nun zweiten Österreichers auf der European Tour.

16 Cuts bei 16 Turnieren geschafft

Der Erfolg des Juniors, der im Mai das Wirtschaftsstudium an der US-Elite-Uni Vanderbilt (Nashville) abgeschlossen hatte und dann ins Profilager gewechselt war, kam flott, aber nicht von ungefähr. Matthias hatte schon als Amateur mit Rang vier in der Weltrangliste aufgezeigt und das Team seiner Uni zu großen Erfolgen geführt. In den vergangenen fünf Monaten schlug sich der Rohrmooser in der zweiten Liga vulgo Challenge Tour herum, er schaffte 16 Cuts bei 16 Turnieren. Schwab ist 2018 nicht bei den wichtigsten, aber bei etlichen Turnieren spielberechtigt. Dass er von der Agentur ISM des gut vernetzten Ex-Golfers Chubby Chandler betreut wird, lässt ihn zusätzlich auf Einladungen hoffen.

"Seit ich Profi bin", sagt Schwab, "hab’ ich es geschafft, aus normalen Runden gute Runden zu machen – und aus guten Runden sehr gute." In seinem Spiel sieht er "keine extreme Schwachstelle und keine extreme Stärke", soll heißen: "Ich hab’ in jedem Bereich Potenzial, vom Abschlag bis zum kurzen Spiel." Mental ist er gefestigt, das bewies er auch während der Schlussrunde in Tarragona, als er sich für einen Schlag einen Schuh ausziehen und ins Wasser steigen musste. "Ich hab’ den Ball herausgehackt, mich dabei von oben bis unten mit Wasser und Dreck vollgespritzt. Aber ich hab’ das Par gerettet."

In den nächsten Wochen trainiert Schwab in Orlando, Florida. Für das erste Turnier 2018 im Jänner in Dubai ist eine Extragenehmigung des Bundesheers vonnöten. Der Golfer absolviert ab Jahresbeginn die Grundausbildung, vor der er sich nicht drücken wollte. Auf den Sold ist er dank Sponsoren wie Red Bull, Audi, Hugo Boss und Ping (Ausrüster) nicht angewiesen. Sein Ziel sind die Top 50 der Weltrangliste, so gesehen orientiert er sich an Bernd Wiesberger. Diesem den Rang abzulaufen ist sein Ehrgeiz nicht. "Wenn Bernd die Nummer eins der Welt ist", scherzt Matthias Schwab, "bin ich gern die Nummer zwei." (Fritz Neumann, 17.11.2017)