Salzburg – Seit Bekanntwerden von Missbrauchsskandalen im Jahr 2010 steigt das Ansehender katholischen Kirche in Österreich wieder, mit Papst Franziskus erlebt sie sogar einen medialen Höhenflug. Dennoch erreicht ihre zentrale Lehre und Ethik kaum die Menschen. Gefordert wird eine mutige Einmischung bei aktuellen Themen. Das sind einige zentrale Aussagen einer Studie zur Reputation der Kirche in Österreich.

Aktuell genießt die Kirche beim Ansehen die besten Werte seit 2005, informierte der Züricher Reputationsforscher Jörg Schneider, einer der Autoren der Studie, am Donnerstag bei einem Pressegespräch in Salzburg. Ganz entscheidend dazu trägt der "Chef" bei, denn ohne Papst – auch schon Benedikt – fiele die Reputation spürbar schlechter aus. Allerdings dominieren in den heimischen Medien – abgesehen von Skandalen – vor allem routinemäßige Ereignisse, von Personalentscheidungen bis zum päpstlichen Weihnachtssegen "Urbi et orbi".

Profil ist wichtiger als Beliebtheit

Auf der Strecke bleibe die inhaltliche Auseinandersetzung. "Die christliche Lehre und Ethik, die frohe Botschaft kommt nur in sehr kleinem Ausmaß vor", sagt Schneider. Da aber die Kirche auch heute noch kaum jemanden kalt lasse, habe sie eine gute Ausgangsposition, um die Menschen auch erreichen zu können, sagte Studienleiter Mark Eisenegger von der Uni Salzburg. Gefordert sei daher eine Profilierung mit klaren Ansagen. "Ein trennscharfes Profil ist viel wichtiger als Beliebtheit." Auch wenn das nicht ohne Reibung möglich sei, müsse sich die Kirche auf Basis ihrer Ethik mutig zu gesellschaftlichen Themen äußern. Sie ist eine moralische Instanz und muss sich in Zeiten der Not mutig einmischen und zu aktuellen Problemlagen einbringen." Als positives Beispiel nannte Eisenegger Papst Franziskus.

Gleichzeitig zeige die Studie den großen Wunsch nach Reformen in der Kirche sowohl von innen als auch von außen, so Schneider. Dabei müsse die christliche Ethik universalistisch verstanden werden, sagte Eisenegger. Das heiße, man solle beispielsweise die Position zu Geschiedenen, zu Homosexuellen oder die Rolle der Frau in der Kirche im Lichte des christlichen Liebesgebotes betrachten.

Noch mehr "offener Himmel"

Anlass für die Studie war ein Reformprozess der Erzdiözese Salzburg, der vor eineinhalb Jahren begonnen wurde. Sie soll nun auf jeden Fall Grundlage für weitere Schritte sein, betonte Projektleiter Prälat Balthasar Sieberer. Mit der Aktion "Offener Himmel" habe man einen solchen auch schon gesetzt. Weiters sei die Studie bereits auf die Agenda für eine Fortbildungswoche für die hauptamtlichen Mitarbeiter in der Diözese gesetzt worden.

Für die Erhebung wurden die Berichterstattung in acht österreichischen Medien von 2004 bis 2017 ausgewertet und repräsentativ rund 1.500 Menschen österreichweit befragt. Ob die Studie auch Thema auf österreichweiter Ebene der Kirche wird, konnte Sieberer nicht sagen. Die Erzdiözese habe vor Auftragserteilung wegen der Kosten bei der Bischofskonferenz angefragt, allerdings ohne Erfolg. Bei Interesse werde man sie aber bestimmt zur Verfügung stellen. (APA, 16.11.2017)