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Foto: dpa/Marcus Brandt

Wien – Im Vorjahr ist jede fünfte Lehrabschlussprüfung negativ ausgefallen. Damit hat sich ein langjähriger Trend fortgesetzt. Das heißt allerdings nicht, dass 20 Prozent der Lehrlinge scheitern, denn sie können zu Prüfungen mehrfach antreten. Außerdem sind in diesen Zahlen auch die Ergebnisse der überbetrieblichen Lehrausbildung enthalten – deren Absolventen fallen überdurchschnittlich oft durch.

In der Wirtschaftskammer erklärt man sich die Entwicklung mit dem Trend zur höheren Bildung.
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Dennoch waren nur 80 Prozent der Prüfungen positiv, das ist der niedrigste Wert, den es je gab. In den Jahren davor lag die Rate zwischen 81 und 83 Prozent, in den 1980er-Jahren noch bei bis zu 88 Prozent, geht aus der Lehrlingsstatistik der Wirtschaftskammer hervor.

Von den Absolventen der überbetrieblichen Lehrausbildung schafften im Vorjahr nur 70,5 Prozent die Prüfung. Zwar haben diese Ausbildungsstätten traditionell eine geringere Erfolgsrate, sie lag vor zehn Jahren aber auch noch bei 80 Prozent.

Positive Ausreißer

Auch im Gewerbe und Handwerk liegt der Anteil der positiven Prüfungsergebnisse bei nur 76,5 Prozent. Am besten schneiden die Lehrlinge in der Banken- und Versicherungsbranche mit einer Erfolgsquote von mehr als 90 Prozent ab.

Der ÖGB Tirol schlägt laut "Tiroler Tageszeitung" als Ausweg freiwillige Zwischenprüfungen und eine Verlagerung der Lehrabschlussprüfungen in die jeweiligen Fachberufsschulen vor. Positive Ergebnisse der Zwischenprüfungen sollten bei der Abschlussprüfung angerechnet werden. Die Verlegung der Prüfungen in die Fachberufsschulen würde vermeiden, dass sich Lehrlinge aufgrund der unbekannten Umgebung überfordert fühlen. Zudem würden dort Maschinen oft anders funktionieren als in der Fachberufsschule.

Mehr Qualität, frühere Überprüfung

Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske fordert angesichts dieser "alarmierenden Statistik" die gesetzliche Einführung eines Qualitätsmanagements in der Lehre. Die Lehrstellenförderung für die Betriebe sollte im letzten Lehrjahr daran geknüpft werden, ob die Lehrlinge die Abschlussprüfung bestehen. Zu jenen, die die Prüfung beim ersten Antritt nicht schaffen, kämen noch jene hinzu, die gar nicht erst antreten, sagt Kaske.

Zusätzlich zur Einführung eines Qualitätsmanagements soll laut Arbeiterkammer mindestens einmal in der Lehrzeit überprüft werden, was die Jugendlichen schon können. "So können wir gewährleisten, dass die Jugendlichen rechtzeitig passende Unterstützung bekommen", sagt Kaske. (APA, 16.11.2017)