Foto: Georg Pichler/derStandard.at
Foto: Georg Pichler/derStandard.at

K70 Rapidfire RGB mit Speed-Switches

Corsair und Cherry pflegen seit längerem ein gutes Verhältnis. Ergebnis dieser engen Zusammenarbeit sind Cherry-MX-Speed-Switches, die der US-Konzern exklusiv bei seinen Tastaturen anbietet. Dabei soll es sich um die schnellsten Schalter handeln, die je verbaut wurden. Lediglich 1,2 Millimeter müssen die Tasten für eine Eingabe heruntergedrückt werden. Dies soll bei Spielen wie First-Person-Shootern einen deutlichen Vorteil erbringen.

Die Speed-Switches sind aus einer Zusammenarbeit zwischen Cherry und Corsair entstanden.
Foto: Daniel Koller/derStandard.at

Mit oder ohne RGB-Beleuchtung

Verbaut werden die Speed-Switches in den Tastaturen "K65 Rapidfire", "K70 Rapidfire" und "K95 Platinium". Bei diesen gibt es die Option auf eine teurere RGB-Variante, die die Tasten in etlichen unterschieden Farbkombinationen erstrahlen lässt. Mittels der hauseigenen Software "Corsair Utility Engine" lassen sich so verschiedenste Farbprofile erstellen und mit anderen teilen. Das Programm ist allerdings etwas unübersichtlich und in Puncto Usability noch sehr ausbaubar.

Sehr edle Tastatur für viel Geld

Die getestete Tastatur "K70 RGB Rapidfire" wirkt insgesamt sehr hochwertig. Dies liegt am gebürsteten Aluminiumgehäuse, das einen edlen Look mit sich bringt, allerdings Einfluss auf das Gewicht und auch den Preis hat. Die Tastatur ist nämlich fast 1,2 Kilo schwer und kostet in der RGB-Version um die 170 Euro. Die Standard-Ausgabe mit roter Hintergrundbeleuchtung bekommt man um circa 140 Euro.

Insgesamt macht die Tastatur einen sehr hochwertigen Eindruck – Media-Tasten sind direkt im Gehäuse vorzufinden.
Foto: Daniel Koller/derStandard.at

Genoppte WASD-Tasten für Gamer

Im Lieferumfang der Tastatur findet sich eine Handballenauflage und genoppte WASD-Tasten, die mittels beigelegtem Tastenlöser einfach ausgetauscht werden können. Das recht dicke USB-Kabel weist zwei Ausgänge aus, damit auf der Rückseite der Tastatur ein USB-Anschluss zur Verfügung steht. Falls nicht zwei USB-Anschlüsse am Rechner zur Verfügung stehen, kann auch nur einer angeschlossen werden.

Genoppte WASD-Tasten richten sich besonders an FPS-Gamer.
Foto: Daniel Koller/derStandard.at

Auslösung bei der kleinsten Berührung

Wer von einem Membran-Keyboard kommt, wird mit der Tastatur die ersten paar Tage oder gar Wochen Probleme haben. Der Hubweg der Switches liegt nämlich bei 3,4 Millimeter und die Position des Signalpunktes bei bereits 1,2 Millimeter. Das bedeutet, dass die Tasten bei der kleinsten Berührung auslösen. Der Widerstand ist mit 45 Gramm ebenso sehr gering bemessen.

Die getestete RGB-Version lässt die unterschiedlichsten Farbvarianten zu.
Foto: Daniel Koller/derStandard.at

Längere Eingewöhnungsphase

Dies führt dazu, dass man anfangs sehr viele Fehler beim Schreiben macht und ständig Tasten auslöst, die man eigentlich nicht auslösen wollte. Wer hingegen mit MX-Reds-Schaltern bewandert ist, dürfte recht schnell mit den neuen Switches zurechtkommen, da diese recht ähnlich sind. Beim Gaming gab es übrigens keinerlei Eingewöhnungsphase – hier war man recht schnell eingespielt und Fehlklicke gab es keine. Übrigens gibt Cherry zur Lebensdauer der Switches an, dass diese mehr als 50 Millionen Anschläge problemlos überstehen.

Nur am Datenblatt schneller

Das Versprechen, dass die Speed-Switches "bis zu 40 Prozent schneller" sind als alle anderen Schalter lässt sich ferner nicht verifizieren. Am Datenblatt ist dem so, ein spür- oder sichtbarer Effekt wurde in dem Testzeitraum allerdings nicht beobachtet. Sehr wohl aber eine Eingewöhnungsphase hinsichtlich des Schreibens mit der Tastatur. Nach circa zwei Wochen passierten praktisch kaum mehr Fehler und längere Schreib-Session machten Spaß und ermüdeten kaum.

Die Tastatur im Sound-Check.
DER STANDARD

Angenehmer Klang – nicht zu laut

Für Nutzer von mechanischen Tastaturen ist zuletzt auch der Klang sehr wichtig. Für den Büroeinsatz ist das Schreibgerät weniger geeignet, da die Nutzung recht laut ist. In den eigenen vier Wänden hat man sich allerdings schnell an den Sound gewöhnt – durch den sehr geringen Tastenspielraum sind auch leise Schreib- beziehungsweise Gaming-Sessions möglich. Die Tastatur klingt etwas dumpfer als ein Schreibgerät mit MX-Red-Schaltern und auch nicht so "klickend" wie blaue Switches.

Die Tastatur im Einsatz.
Foto: Daniel Koller/derStandard.at

Fazit

Die getestete "Corsair K70 RGB" mit Speed-Switches ist insgesamt eine sehr gute mechanische Allrounder-Tastatur zu einem vergleichsweise hohen Preis. Eine wirkliche Revolution stellen die Schalter nicht dar. Der versprochene Zeitgewinn ist rein homöopathischer Natur.

Ausbaubar ist zudem die zugehörige Software "Corsair Utility Engine" – die Festlegung von gewissen Farbeinstellungen sollte keine Raketenwissenschaft sein. Insgesamt kann die Tastatur aber überzeugen und nach einer gewissen Nutzungszeit, fällt die Rückkehr auf Membran-Tastaturen sehr schwer.

Lioncast LK300 mit roten Kailh-Switches

Gegen Corsair ins Rennen geht die LK300 von Lioncast, deren Verkaufsempfehlung aktuell bei 120 Euro liegt. Auch hier handelt es sich um ein vollwertiges, mechanisches Gaming-Keyboard. Es verfügt über RGB-Hintergrundbeleuchtung (versprochen wird eine Auswahl aus 16,8 Millionen Farbtönen) und 12 Zusatztasten.

Die Lioncast LK300 geht für 120 Euro an den Start und bringt RGB-Beleuchtung mit.
Foto: derStandard.at/Pichler

Bei den Switches setzt Lioncast hier auf rote Schalter des Cherry-Konkurrenten Kailh. 80 Millionen Anschläge sollen sie zumindest aushalten und somit langlebiger sein, als die des Rivalen. Ein Versprechen, das sich mangels Zeit bzw. maschineller Hilfe freilich nicht überprüfen ließ.

Leichtgängiger, leiser Anschlag

Wie bei roten Switches üblich lösen diese leicht aus und sind dabei relativ leise. Den niedrigen Lärmpegel einer klassischen Rubberdome-Tastatur unterbietet man natürlich nicht, aber über dieses Manko sollte sich ohnehin jeder Käufer eines mechanischen Keyboards bewusst sein.

Zum Gamen eignen sich die leicht gewölbten Tasten hervorragend, auch wenn man sich etwas daran gewöhnen muss, Finger nun etwas vorsichtiger auf Tasten "rasten" lassen zu müssen. Ein bisschen mehr Zeit benötigt die Umstellung beim Schreiben. Ergonomisch lässt sich nichts aussetzen, auch nach mehrwöchiger Verwendung (stets mit der Ablage) traten keine Ermüdungserscheinungen oder andere Probleme auf.

Die Tasten lassen sich einzeln mit Wunschfarbe beleuchten – etwa um den "Gaming-Block" WASD herauszuheben.
Foto: derStandard.at/Pichler

Saubere Verarbeitung

Verbaut ist die Tastenhardware bei der LK300 in ein gut verarbeitetes Alumniumgehäuse, an das optional eine aus Kunststoff gefertigte Handballenablage mit angenehmer "Softgrip"-Oberfläche gesteckt werden kann. Diese verrichtet einen guten Dienst, ist aber nicht sonderlich fest montiert. Bewegt man die Tastatur etwas, muss man sie danach in der Regel neu anstecken. Zum Rechner führt ein textilummanteltes USB-Kabel. Zusätzliche Ports gibt es nicht.

Das Keyboard wiegt rund 940 Gramm, mit Handballenablage sind es 1.040. Somit ist sie etwas leichter, als das Modell von Corsair. Vier Gummifüßchen halten sie jedoch zuverlässig an ihrem Platz. Zwei ausklappbare Beine erhöhen den Neigungswinkel bei Bedarf etwas.

Die LK300 ist gut verarbeitet, das Gehäuse ist aus Aluminium.
Foto: derStandard.at/Pichler

Leichtgewichtige Software

Über Lioncasts Software zur Konfiguration der Keyboardbeleuchtung dürften sich vor allem Puristen freuen. Das Tool ist lediglich 3,5 MB im Download groß. Es können drei Beleuchtungsprofile sowie Tastenmakros und Funktionstastenbelegung konfiguriert werden.

Man hat zudem die Wahl zwischen statischer Beleuchtung und "Animationen" – letztere können auf Partys sicher einen dekorativen Zweck erfüllen, sind aber beim konzentrierten Spielen hinderlich. Jeder Taste kann man eine individuelle Farbe zuweisen und somit wichtige Keys "betonen". Zudem kann man vorgefertigte Profile für bekanntere Games laden. Auch die Intensität der Beleuchtung lässt sich regeln, allerdings nur für alle und nicht für einzelne Tasten.

Die Konfigurationssoftware ist im Download lediglich 3,5 MB groß.
Screenshot: Lioncast

Die Handhabung des Programms könnte etwas einfacher gestaltet sein, lässt sich mit etwas herumprobieren aber durchschauen. Gelegentlich kommt es allerdings zu einem Fehler, bei denen die Tastatur den Wechsel zu einem Beleuchtungsprofil nicht vollzieht, woraufhin man zuerst wieder ein anderes Profil und anschließend das gewünschte laden muss.

Zum Einsatz kommen rote Switches des Cherry-Konkurrenten Kailh.
Foto: derStandard.at/Pichler

Fazit

Die LK300 bietet ein ordentliches Spiel- und Schreibpaket für ihre Preisklasse. Die Verarbeitung ist gut, auch bei der Haptik gibt es nichts auszusetzen. Die Tasten reagieren flott und leichtgängig, wie man es von "klassischen" roten Switches erwarten darf. Die Handballenablage ist angenehm, in der Anbringung aber ein wenig "flimsy".

DER STANDARD

Die Konfigurationssoftware könnte ein paar Interface-Verbesserungen und Bugfixes vertragen, funktioniert aber im Großen und Ganzen und ist sehr leichtgewichtig. Enttäuscht sein werden höchstens jene Spieler, die sich gerne für Dutzende Spiele im Voraus Profile anlegen, denn es werden nur drei Unterstützt. Wer eine Gamingtastatur mit leichtem Anschlag, gehobener Bauart und "No Bullshit"-Zugang sucht, darf bedenkenlos zugreifen.(Daniel Koller, Georg Pichler, 19.12.2017)