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Nach dem Schießen kommt die Moral: Nach rund 30 Minuten in der Einzelspielerkampagne, als man gerade seinen verblutenden Kameraden durch die Schützengräben der Normandie schleift und dabei Nazis erschießt, stellt man sich die Frage, warum man so etwas eigentlich spielt. Oder, besser formuliert: Warum macht das eigentlich solchen Spaß? "Call of Duty: WW2" ist bedrückend grausam. Realismus ist wohl ein Begriff, der unangebracht ist; aber zumindest einen Hauch vom Schrecken des Krieges spürt der Spieler.

Die Kampagne wirft den Nutzer nach einer kurzen Vorstellung der wichtigsten Charaktere mitten ins Geschehen: Als junger US-Soldat landet man am D-Day in der Normandie. Links, rechts, vorne und hinten werden Kameraden abgeschlachtet, irgendwie kämpft man sich zu den Bunkern der Wehrmacht durch.

Das Spiel ist deutlich schwieriger als seine Vorgänger: Es ist nahezu unmöglich, die ersten paar Minuten durchzustehen, ohne mehrmals zu "sterben". Das ist wohl Absicht – und soll zeigen, welche Opfer die Alliierten für die Eroberung der Strandabschnitte erbringen mussten.

So spielt sich "Call of Duty: WW2".
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HIstorische Andeutungen

Später in der Kampagne nimmt die Brutalität etwas ab, sie bleibt aber insgesamt hoch. "Call of Duty: WW2" zeigt in Ansätzen das Leid der Zivilbevölkerung – so passiert man etwa erhängte Franzosen; auch die Vernichtungsmaschinerie der Nazis wird erwähnt. Es ist schwierig zu sagen, ob das aus Pflichtgefühl, erzieherischen Ansätzen oder um eine "Stimmung" zu erzeugen passiert. Klar: Ein Videospiel muss nicht pädagogisch hochwertig sein. Die Kommerzialisierung der Weltkriegserinnerung löst aber Unbehagen aus.

Andererseits: Im Kino (Stichwort "Der Soldat James Ryan") und in der Literatur ist es auch legitim, Erzeugnisse über die Schrecken des Zweiten Weltkrieges zu produzieren. Vielleicht ist es die Immersion, die einem ein ungutes Gefühl gibt – man handelt aktiv, der eigene Schuss hat Konsequenzen. Wie wird das erst, wenn sich Virtual Reality durchsetzt? Zur Klarstellung: Das soll nicht an die "Killerspiel"-Debatte anknüpfen – wer in "Call of Duty: WW2" Nazis erschießt, wird davon mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht gewalttätiger, als er es ohnehin ist.

Aber für zartbesaitete Gemüter könnte die Gewaltdarstellung eine Grenze überschreiten, auch weil die dargestellte Geschichte auf realen Ereignissen fußt.

Anders ist das im Multiplayer- oder im Nazi-Zombie-Modus. Zur Erklärung: "Call of Duty: WW2" besteht eigentlich aus drei einzelnen Spielen. Neben der angesprochenen Kampagne, die einen in 30 bis 60 Minuten langen Missionen als US-Soldat das okkupierte Frankreich und Nazideutschland befreien lässt, gibt es noch zwei weitere Modi, die quasi eigenständig funktionieren.

Multiplayerspielspaß

Der Multiplayermodus ist für Hersteller Activision wohl am wichtigsten, da Spieler damit langfristig an die Marke gebunden werden können. Hier muss man sich mit EAs "Battefield"-Reihe messen. Der Multiplayermodus in "Call of Duty: WW2" macht definitiv großen Spaß. Spieler können im Lauf der Zeit verschiedenen Divisionen mit unterschiedlichen Fähigkeiten beitreten.

Ein neues "Hauptquartier" dient als echter Social Hub, in dem man "Kameraden" zu kleineren Wettbewerben auffordern kann. Es handelt sich um eine Art "visualisiertes Menü". Im Hauptquartier erhält man auch Auszahlungen, um seine Ausrüstungen zu verbessern oder kleinere Aufgaben, mit denen man ebenfalls Ausrüstung erkämpfen kann.

Kern der Multiplayer-Möglichkeiten ist wiederum der Kriegsmodus, in dem man gemeinsam mit seinem Team Aufgaben gegen andere Einheiten erledigen muss. Es lohnt sich hier, ein eigenes Team zu bilden, statt auf die zufällige Zuteilung zu hoffen. Sprich: Ein Gaming-Headset und ein paar Freunde, die das Spiel ebenfalls besitzen, steigern hier den Spielspaß enorm – denn es geht um die Zusammenarbeit statt um blindes Herumschießen. Allzu taktisch wird es dennoch nicht, der Spielspaß ist also für eine breite Masse an Nutzern zugänglich.

Zombie-Nazis

In einem Koop-Modus kämpft man gegen Nazi-Zombies. Die Reise führt den Spieler nach "Mittelburg", wo Horden an Nazi-Zombies unterwegs sind. Der Spielmodus hat in "Call of Duty" bereits Tradition. Dieses Mal können Nutzer einen besonders großen Level durchstöbern, in dem sie teilweise auch vor knifflige Rätsel gestellt werden. Nach und nach können Türen entsperrt und so neue Flächen betreten werden. Zur Belohnung für erledigte Zombies warten weitere Upgrades.

Wie gut "Call of Dutys" Multiplayermodi funktionieren, wird sich jedoch erst in einem Langzeittest zeigen. Wer gerne Multiplayershooter spielt, dürfte hier mit hoher Wahrscheinlichkeit gut aufgehoben sein. Allerdings gab es in den ersten Tagen immer wieder Serverprobleme, teils klagten Nutzer auch über leere "Hauptquartiere". Im einwöchigen Test traten diese Probleme immer wieder auf, den Großteil der Zeit funktionierte der Multiplayer-Modus jedoch tadellos.

Zsolt und Fabian sprechen über die geschönte, verzerrte und zensierte Darstellung des nationalsozialistischen Regimes und dessen Verbrechen in "Call of Duty: WW2" und "Wolfenstein 2".
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Fazit

Mit "Call of Duty: WW2" erhält die beliebte Serie eine Fortsetzung, die sich sehen lassen kann. Fans von Shootern werden sicher nicht enttäuscht sein, der Spielspaß ist in Kampagne und Multiplayer jedenfalls vorhanden. Allerdings wird "Call of Duty: WW2" kein Spiel sein, über das sich Gamer noch in fünf oder gar zehn Jahren unterhalten. Das Spiel ist gut gemacht, aber nicht besonders innovativ. "Call of Duty: WW2" ist wie ein Hollywood-Film, den man sich mit Popcorn im Kino ansieht, um ihn dann langsam zu vergessen. Das ist schade, denn Potenzial für ein Spiel, das neue Maßstäbe setzt, wären auf jeden Fall vorhanden gewesen. (Fabian Schmid, 12.11.2017)

"Call of Duty: WW2" ist ab 18 Jahren für PC, PS4 und Xbox One erschienen. UVP: 59,99 Euro.