Auch in China wächst die Popularität rund ums Skifahren. Investiert wird in Projekte wie diese Indoor-Skihalle in der chinesischen Stadt Harbin, als Vorbereitung auf die Olympischen Winterspiele 2022.

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Nicht nur wegen der jüngsten Schneefälle ist die Tourismusbranche heuer ein gutes Stück optimistischer, am Ende der Saison gute Bilanzen vorlegen zu können. "Die Feiertage fallen besser, Ostern ist 14 Tage früher, das wirkt sich sicher aus", sagte Manfred Katzenschlager, Geschäftsführer der Sparte Tourismus in der Wirtschaftskammer, bei einem Branchentreff in Kaprun. Die Wintersaison sei kompakter, das helfe Kosten sparen. Andererseits fehlten aber gerade in den Tourismushochburgen Westösterreichs immer noch Köche, Kellner und anderes Personal, was nicht wenige Hoteliers zittern lasse.

Dauerzittern war zuletzt bei den Skiherstellern angesagt, die sich nach einer langen Talfahrt zu teils drastischen Einschnitten gezwungen sahen. Inzwischen ist leichte Entspannung eingekehrt. "Der Auftragsbestand hat sich heuer sehr gut entwickelt," sagte Franz Föttinger. "Wir haben Marktanteile dazugewonnen, nicht zuletzt auf Kosten von US-Herstellern."

Der Geschäftsführer von Fischer Ski spricht, wenn er das sagt, nicht nur für sein Unternehmen mit Sitz in Ried im Innkreis, sondern auch für Atomic, Head, Blizzard & Co. Föttinger ist Sprecher der heimischen Skiindustrie. Nächsten Winter folgt ihm Wolfgang Mayerhofer von Marktführer Atomic als Sprecher nach. Das Unternehmen mit Sitz in Altenmarkt gehört nach einem Fast-Crash seit 1994 zur finnischen Amer-Gruppe.

Die Skihersteller meldeten durchwegs "Zuwächse im zweistelligen Prozentbereich", sagte Föttinger. Während sich der Weltmarkt bei rund drei Millionen Paar Alpinski stabilisiert habe, sei der österreichische Markt – drittgrößter nach USA und Frankreich – von knapp 350.000 auf rund 380.000 Paar Alpinski gewachsen. In guten Zeiten wurden in Österreich freilich auch schon eine Million Paar Ski verkauft, weltweit waren es Anfang der 1990er-Jahre noch gute acht Millionen.

Skitouristen aus China

Eine Hoffnung der heimischen Wintersportakteure, die unter dem Dach der "Allianz Zukunft Winter" das Interesse am Skisport hochzuhalten versuchen, ist China. Staatschef Xi Jiping will bis zu den Olympischen Winterspielen in Peking 2022 etwa 300 Millionen der 1,4 Milliarden Chinesen zum Wintersport bringen. Schätzungen sprechen von sieben bis zehn Millionen aktiven Skifahrern, die sich im heurigen Winter auf chinesischen Pisten vergnügen wollten. "Erst kürzlich war eine Delegation aus der Inneren Mongolei bei uns. Die müssen auf Druck von ganz oben in den Wintersport investieren, wissen aber nicht, wie, und wollten sich Inspiration holen," sagte Föttinger dem STANDARD.

Im Vorjahr haben chinesische Investoren bei allen österreichischen Skifirmen angeklopft. Sie wollten nicht Skier kaufen, sondern gleich die ganze Fabrik – was dankend abgelehnt wurde und einen Entschluss reifen ließ: Österreich Werbung, Seilbahnwirtschaft, Skiindustrie und die Außenhandelsorganisation der Wirtschaftskammer wollen durch gemeinsame Aktionen Österreich als Top-Wintersportnation auch in China ins Gespräch bringen. Eine besondere Rolle könnten heimische Skilehrer übernehmen, indem Chinesen vor Ort Spaß am Skifahren vermittelt wird.

Revival des Schönskilaufens

Da trifft es sich gut, dass in Österreich am Revival einer alten Skifahrtechnik gearbeitet wird, dem "Schönskilauf". Das relaxte Parallelschwingen könnte ein Beitrag für mehr Sicherheit auch auf chinesischen Skihängen sein. Während sich kurzfristig insbesondere Seilbahnbauer wie Doppelmayer lukrative Aufträge durch Chinas Wintersportambitionen versprechen, rechnen heimische Beherbergungsbetriebe und Bergbahnen erst mittel- bis langfristig mit vermögenden Touristen aus dem Reich der Mitte im Winter.

In China sind allein im Vorjahr 78 Skigebiete dazugekommen, wodurch sich die Gesamtzahl Ende 2016 auf 646 Skigebiete erhöht hat – ein Zuwachs von immerhin knapp 14 Prozent. Die Besucherzahlen in chinesischen Skiressorts sind um rund 21 Prozent auf gut 15 Millionen gestiegen, wobei sich der Trend zum Leihski gegenüber dem Jahr davor noch einmal verstärkt hat. 485.000 Paar Ski wurden 2016 ausgeliehen, 38,5 Prozent mehr als im Vorjahr.

Mit rund 120.000 verkauften Paar Ski ist der chinesische Markt aber noch vergleichsweise klein. Etwa die Hälfte der Ski wird importiert, der Rest im Land gebaut. Eine Produktion in China sei wegen des starken Preisdrucks "nicht interessant", sagte Föttinger. Außerdem fehlten Zulieferbetriebe vor Ort. Bis auf K1 aus den USA ist deshalb auch kein namhafter Skihersteller mit eigener Produktion in China vertreten. (Günther Strobl aus Kaprun, 10.11.2017)