Eine Blitzrecherche via Routenplaner bringt ein eindeutiges Ergebnis: Es gibt kaum Plätze in Wien, von denen aus Klosterneuburg mit öffentlichen Verkehrsmitteln rascher zu erreichen ist als die Wiener Adresse Spittelauer Lände 5. Wenn der zuständige Minister Andrä Rupprechter also das Umweltbundesamt von letzterem an ersteren Ort verlegen will, provoziert er etwas, das dem ökologischen Auftrag diametral widerspricht: mehr Pendlerverkehr.

Ähnlich absurd wie die Folge ist das offizielle Motiv hinter der Aktion. Den "ländlichen Raum" will der ÖVP-Politiker aufpäppeln – und beginnt damit in einer wachsenden Speckgürtelstadt. Wo Rupprechter sein Programm fortsetzt? Nach der bisher angewandten Logik würde sich die Verlegung des Finanzministeriums in die Shopping City Süd anbieten: Hat beides irgendwie mit Geld zu tun, und der Ortsname "Vösendorf" klingt herrlich nach Einschicht.

Echte Randgebiete brauchten tatsächlich einen Revitalisierungsschub, aber bitte nicht auf Kosten von Menschen in den Zentren. Will Rupprechter, wie angedroht, tausende Bundesstellen aus Wien umsiedeln, und zwar viel weiter weg als nach Klosterneuburg, stellt er Mitarbeiter vor eine hässliche Wahl: Entweder reißen sie ihre Familien aus dem Lebensmittelpunkt, oder sie geben ihren Job auf.

Was potenziell Leidtragende hoffen müssen: dass der Drang zu provinziellen Gebärden gegen den "Wasserkopf" Wien nach der Niederösterreich-Wahl im Jänner einschläft. (Gerald John, 9.11.2017)