Schauspieler und Musicalsänger Martin Bermoser wohnt in einer Altbauwohnung im zweiten Bezirk. Heute wähnt er sich beim Blick aus dem Fenster noch in Berlin, in den nächsten Jahren wird sich das aber wohl ändern.

"Wir sind drei Tage vor der Geburt unserer ersten Tochter hier eingezogen. Als wir diese Wohnung 2014 kauften, konnten wir es gar nicht glauben, dass es zu einem halbwegs vernünftigen Preis noch eine hundert Quadratmeter große Wohnung im zweiten Bezirk gibt.

"Diese Wohnung hat sich als wahnsinniger Glücksgriff herausgestellt." Schauspieler Martin Bermoser im Wohn-Ess-Zimmer seiner Wohnung im zweiten Bezirk.
Foto: Lisi Specht

Diese Wohnung hat sich als wahnsinniger Glücksgriff herausgestellt. Der Ausblick auf den noch unbebauten Teil des Nordbahnhofgeländes erinnert mich immer an Berlin. Das hat für mich ein bisschen den Flair des Ostens. Als ich zum ersten Mal aus dem Fenster schaute, wusste ich, dass wir die Wohnung haben müssen.

Unsere Einrichtung ist eine Sammlung an Erinnerungen und spontanen Ideen, die wir dann auch wieder verwerfen. Der Couchtisch zum Beispiel war das Allererste, was ich je in Wien besessen habe. Er stand schon in meinem Zimmer, als ich mit 19 nach Wien gezogen war. Meine Frau Nina hat auch so einen Gegenstand. Bei ihr ist es ein Sessel, den ich furchtbar finde. Aber sie sagt immer: Solange dein Tisch da ist ...

Fotos: Lisi Specht

Unsere Couch ist mir heilig – und zwar nicht, weil sie mir gefällt, sondern weil die Kinder darauf machen können, was sie wollen. Wenn wir eine neue Couch kaufen würden, dann müsste ich mich jeden Tag ärgern. Diese Couch ist super, darauf fliegen die Kinder rum, und hier wurde schon so ziemlich alles ausgeschüttet. Man muss immer unterscheiden zwischen der Wohnung, die wir dann haben werden, wenn unsere Kinder mal nicht mehr alles umschütten, und der Wohnung als reinem Gebrauchsgegenstand, wie sie jetzt ist.

In unserer Wohnung treffen zwei verschiedene Kulturen aufeinander. Meine Frau ist Serbin, ich bin aus Kärnten. Das sind unterschiedliche Einrichtungskonzepte: Ich mag es spartanisch, Nina will gern viel. Sie hat es gern schön für die Oma. Der Mix, der dabei rauskommt, ist spannend.

Grundsätzlich ist mir Ordnung nicht wichtig. Mir ist nur wichtig, dass wir es fein haben. Manchmal komme ich nach einer Vorstellung heim, und am Esstisch stehen noch die Reste von nichtgegessenem Mittagessen neben Bergen von kaum angerührtem Abendessen, während Nina die Kinder niederlegt. Dann setz ich mich an den Tisch und esse ein bisschen von links und rechts. Mein erster Morgensport ist dann in der Früh das Zusammenräumen. Ich liebe es, Spülmaschinen einzuräumen.

Fotos: Lisi Specht

Besonders wichtig ist mir die Schlafsituation in einer Wohnung. Da bin ich total heikel. Ich hatte eine Zeit in meinem Leben, da konnte ich nicht schlafen. Darum habe ich heute ein Grüne-Erde-Bett und beim Schlafen nur Holz, ja kein Metall, in meiner Nähe. Das klingt total esoterisch, aber es wirkt. Unser Schlafzimmer schaut in einen ruhigen Innenhof. Da bin ich lange gesessen, bevor wir die Wohnung gekauft haben, und habe geschaut und gehorcht.

Ein Altbau war mir wichtig. Jeden Tag, wenn ich heimkomme, ist das ein Supergefühl, wenn ich die Flügeltüren aufmache. Da fühlst du dich wie ein König. Dafür haben wir keinen Balkon, brauchen aber auch keinen. Wir haben den Augarten und den Prater vor der Haustür. Hier heraußen hat man schon ein bisschen das Gefühl von Peripherie. Aber die Stadt wird auch hier sehr dicht werden. Wenn das Grundstück, auf das man jetzt sieht, bis 2025 bebaut wird, werden wir keinen Ausblick mehr haben. Aber ich lasse das auf mich zukommen.

Irgendwann möchte ich ohnehin wieder aufs Land. Ich würde gern gemeinsam mit anderen Familien einen Vierkanthof kaufen und renovieren. Landleben, frische Luft und irgendwo eine Kuh, die muht – super! Man kann seine Wurzeln eben nie ganz verleugnen." (13.11.2017)