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Ein Baby läuft panisch durch die Shoppingmall, ein paar Leute blicken sich verwundert um, als es aus voller Lunge kreischt: "Hilfe, Hilfe, ich bin gerade aus Kevin Spaceys Keller geflohen!"

Die Szene ist nicht neu, sie stammt vielmehr aus einer Folge der Zeichentrickserie "Family Guy" aus dem Jahr 2005. Vor ein paar Tagen hat den Gag jemand ausgegraben und ihm damit in sozialen Medien zu einer zweiten Karriere verholfen.

Als einer der interessanten Nebenaspekte der Enthüllungen um Hollywood-Größen wie Kevin Spacey oder Harvey Weinstein bleibt der Umstand, wie viele über die Usancen einzelner Herren lange Bescheid wussten. Und zwar auf so breiter Basis, dass sie zum Inhalt von Witzen werden konnten, die ja auf ein Maß an Wiedererkennung angewiesen sind, um zünden zu können.

Kein Anschein mehr, auf Harvey Weinstein zu stehen

Seth MacFarlane konnte auf der Oscar-Verleihung von 2013 den fünf nominierten Frauen versichern, dass sie nun endlich bekannt genug sind, um nicht mehr den Anschein erwecken zu müssen, auf Harvey Weinstein zu stehen. In einer weiteren "Family Guy"-Folge von 2013 sieht man den ebenfalls mit Anschuldigungen konfrontierten Regisseur Brett Ratner als Kunden bei einer Sexsklavinnen-Auktion.

Was erzählt das eigentlich über die Kraft der Selbstreflexion in Hollywood, das sich ja immer wieder gerne selbst thematisiert? Und was über die vermeintlich subversive Qualität von Komik, die darauf abzielt, geltende Hierarchien zumindest ein klein wenig zu erschüttern? Das Leid der Witze bleibt wohl die Tatsache, dass sie niemand ernst genug nimmt – und zwar so lange, bis sie die Realität dann schockierenderweise übertrifft. (Dominik Kamalzadeh, 9.11.2017)