Neuseelands-Sportdirektor Andreas Heraf blickt voller Tatendrang in die Zukunft.

Foto: GEPA pictures/Mathias Mandl

James Jeggo beim Training in San Pedro Sula, Honduras.

Foto: APA/AFP/ORLANDO SIERRA

Wellington/San Pedro Sula – In den interkontinentalen Playoffs duellieren sich Honduras und Australien sowie Neuseeland und Peru um zwei Tickets für die WM 2018 in Russland. Die All Whites empfangen am Samstag in Wellington den Fünften der Südamerika-Gruppe. "Die sind Favorit. Punkt", steht für Neuseelands Sportdirektor Andreas Heraf fest. Dennoch geht der Ozeanienmeister mit viel Selbstvertrauen in die Partie.

David gegen Goliath

"Man braucht nur auf die Weltrangliste schauen, dann weiß man Bescheid", sagte Heraf der APA. Im Fifa-Ranking liegt Peru auf Platz zehn, Neuseeland an der 122. Stelle. Die 112 Plätze Differenz sind aber in dem Fall nur bedingt aussagekräftig, da Neuseeland hauptsächlich gegen kleine pazifische Inselstaaten spielt, was nur wenig Punkte bringt.

Volles Haus in der "Kuchenform"

"Auf der anderen Seite ist im Fußball alles möglich. Man hat zwei Matches, und speziell das erste wird das Schlüsselmatch für uns werden", betonte Heraf. Im Westpac-Stadion, das aufgrund seines Aussehens bei den Einwohnern des Landes den Spitznamen die "Kuchenform" trägt, werden am Samstag (4.15 Uhr MEZ) knapp 35.000 Zuschauer erwartet – Rekordbesuch für ein Heimländerspiel. Die Arena ist berüchtigt, weil der Ball dort bei Wind und Wetter oft kuriose Flugbahnen einnimmt. Für Samstag ist Wind mit Böen bis zu 70 km/h vorausgesagt. "Da geht es um alles, dass wir uns eine gute Ausgangsposition schaffen für das Rückspiel. In Peru wird es umgekehrt sein, da wird die Hölle auf uns warten. Wenn wir dort ein gutes Resultat haben, ist einiges möglich", erklärte Heraf.

Es wird ein Zuschauerrekord im Westpac Stadium werden, alle Fans der All Whites sollen in weißer Bekleidung erscheinen.

Millionen stehen für Verbandschef auf dem Spiel

Für Andy Martin, Chef des neuseeländischen Verbands, steht viel auf dem Spiel, es gehe um Millionen, um die Zukunft des Fußballsports im Land. Eine WM-Teilnahme garantiert circa 8,5 Millionen Euro. Dies würde einer Verdoppelung des Verbandsetats entsprechen. "Das ist ein riesiges Spiel, mit dem Geld kannst du in den nächsten vier Jahren richtig was machen", sagt der ehemalige Werder-Profi Wynton Rufer. Er hätte Ideen zur Weiterentwicklung des Fußballs in Neuseeland, mit dem Verband ist er aber in Konflikt. "Als Einheimischer hast du es bei uns schwer", seufzt Rufer. Immerhin: Sieben Spieler im neuseeländischen Kader haben in seiner Akadamie "Wynrs" das Fußballspielen gelernt.

"Wir sind nicht fußballverrückt"

Der Fußballverband hat zudem das Problem, dass sich die besten Athleten des Landes für den Nationalsport Rugby entscheiden. Eine Entwicklung wie in Island, wo sie unter 330.000 Einwohnern noch genügend gute Spieler finden, um sich für die EM und nun die WM zu qualifizieren, hält Rufer in Neuseeland nicht für möglich: "Island ist der Wahnsinn, was da abläuft, ist einmalig. Dort sind die Leute fußballverrückt. Wir sind das nicht."

All Whites bisher zweimal bei der WM

Die Neuseeländer treten praktisch in Bestbesetzung an. Auch auf seine beiden Premier-League-Legionäre, Kapitän Winston Reid von West Ham und Burnley-Stürmer Chris Wood, kann der englische Chefcoach Anthony Hudson zählen. "Die Spieler, die im Ausland spielen, sind zum Teil in jungen Jahren schon ins Ausland gegangen oder sogar schon drüben aufgewachsen", erklärte Heraf, der die Ausbildung im Land verbessern will. "Ich bin an vielen Dingen dran, aber das wird seine Zeit brauchen."

Neuseeland hat es bisher zu zwei WM-Teilnahmen gebracht, 1982 und zuletzt 2010. In Südafrika blieb man sogar ungeschlagen, schied in der Gruppenphase nach drei Unentschieden aber aus. Dem damals amtierenden Weltmeister Italien rang die Auswahl ein 1:1 ab, die Azzurri blieben am Ende als Gruppenletzter ebenfalls auf der Strecke. Torschütze Shane Smeltz ist mit 36 Jahren noch immer im Team, spielt mittlerweile für Borneo FC in Indonesien.

Dopingsperre für Peruaner Guerrero

Peru war bisher bei vier Weltmeisterschaften, das bisher letzte Mal 1982 in Spanien. Die Blanquirroja (Weiß-Roten) müssen im Playoff auf Paolo Guerrero verzichten. Dem ehemaligen HSV-Stürmer war nach dem Qualifikationsmatch am 5. Oktober in Argentinien die Einnahme eines Stimulanzmittels nachgewiesen worden. Er wurde vorerst für 30 Tage gesperrt, verpasst damit auch das Rückspiel am Mittwoch in Lima. Im Aufgebot steht der Ex-Salzburger Jordy Reyna, der mittlerweile für Vancouver in der MLS kickt.

Die peruanische Auswahl wurde nach der Landung am Flughafen lautstark begrüßt.

Grazer Verstärkung für die "Socceroos"

Honduras will im Hinspiel gegen Australien am Freitag (23 Uhr MEZ) in San Pedro Sula schon die Vorentscheidung herbeiführen. Die Mittelamerikaner schafften als Vierter der Concacaf-Zone den Sprung ins Playoff, ließen unter anderem die USA hinter sich. "Ich denke, das ist eines der wichtigsten Spiele in unserem Leben. Wir werden alles geben", versprach Angreifer Romell Quioto.

Den Socceroos fehlt der 37-jährige Stürmer Tim Cahill, der an Knöchelproblemen laboriert. Hertha-Legionär Mathew Leckie ist gesperrt, Bochums Robbie Kruse musste wegen einer Knieverletzung absagen. Die heimische Bundesliga wird in San Pedro Sula durch James Jeggo von Sturm Graz vertreten sein. Die zweitgrößte Stadt von Honduras galt vor wenigen Jahren noch als die Metropole mit der höchsten Mordrate weltweit. Sydney, wo am Mittwoch das Rückspiel stattfindet, ist fast 14.000 Kilometer entfernt. (APA, sid, red, 9.11.2017)