Der Prüfbericht zur Kindergartenstudie des Islamforschers Ednan Aslan war mit Spannung erwartet worden. Doch wer sich eine einfache Bewertung etwa nach dem Schulnotensystem erwartet hatte, wurde enttäuscht. Das Ergebnis ist weder ein "Sehr gut" noch ein "Nicht genügend", sondern gewissermaßen eine Mischung aller Noten. Das Schöne ist, um es positiv auszudrücken, dass sich jede Seite bestätigt fühlen kann.

Die Kommission für wissenschaftliche Integrität der Österreichischen Agentur für wissenschaftliche Integrität hat "keinen Verstoß gegen die Regeln der guten wissenschaftlichen Praxis" festgestellt. Ein Plus für Professor Aslan und seinen (in diesem Fall) Schutzpatron Sebastian Kurz.

Gleichzeitig wird in den dem Prüfbericht zugrunde liegenden Gutachten aber auch zum Teil deutliche Kritik an der wissenschaftlichen Güte geübt. Also ein Minus für die umstrittene Studie. Allerdings hat Aslan immer darauf hingewiesen, dass Vorstudie und Abschlussbericht zur Situation in islamischen Kindergärten in Wien keine repräsentativen Daten lieferten.

So weit zum Fachlichen. Was der Studie erst so richtig Zündstoff verlieh, war der Umstand, dass sie ein Spielball der politischen Kräfte des Landes war und ist: gefördert vom Integrationsministerium und, wie der Prüfbericht eindeutig festhält, auch davon beeinflusst. In einigen wenigen Fällen hätten "Inhaltsverschiebungen" stattgefunden, heißt es. Genau dieser Verdacht war ja der eigentliche Anlass gewesen, die Aslan-Studie einer unabhängigen Prüfung zu unterziehen. Punkt für die Kritiker.

Dass Außen- und Integrationsminister Kurz nun eine Entschuldigung derer fordert, die eine Einmischung des Ministeriums behauptet hatten, ist also ein wenig keck. Denn dass kein wissenschaftliches Fehlverhalten festgestellt wurde, schließt eine Manipulation nicht aus – ein Minus für den wahrscheinlich zukünftigen Bundeskanzler. Das volle Ausmaß, auch das muss fairerweise gesagt werden, ist noch nicht bekannt, weil der 32-seitige Prüfbericht zur Gänze erst veröffentlicht wird, wenn Professor Aslan, der sich gerade im Ausland aufhält, ihn gesehen hat.

Was jetzt schleunigst hermuss, sind verbindliche Richtlinien für die Zusammenarbeit von Politik und Wissenschaft. Und auch Medien sollten künftig wieder kritischer hinterfragen, warum ihnen unfertige Pilotstudien zugespielt werden. (Michael Simoner, 8.11.2017)