Bonn – Globaler Klimaschutz ist nach Ansicht deutscher Raumfahrtexperten nicht ohne technische Hilfe aus dem Weltall denkbar. "So viele Sensoren könnte man auf der Erdoberfläche gar nicht verteilen, um all diese vielfältigen Parameter zu messen, die Aufschluss darüber geben, wie sich unser Klima verändert", sagte der Astronaut Thomas Reiter am Dienstag bei einer Konferenz in Stuttgart.

Blick auf die Venus

Es gehe auch darum, zu messen, ob Klimaschutzmaßnahmen den gewünschten Effekt hätten, sagte Reiter, der 1995/96 auf der Raumstation Mir und 2006 auf der Internationalen Raumstation ISS arbeitete. Europas Raumfahrtchef Jan Wörner sagte am Rande der Konferenz, auf der Venus sei der Treibhauseffekt bereits festgestellt worden, noch bevor eine Prüfung eine ähnliche Situation auf der Erde offenbarte.

"Mehr als 50 Prozent der wichtigen Klimavariablen können nur durch Raumfahrt gemessen werden. Die Betrachtung aus dem Orbit ist eine zuverlässige Datengrundlage für politische Entscheidungen", meinte der Leiter der Europäischen Raumfahrtagentur ESA. "Die Folgen des Klimawandels können aus dem Orbit beobachtet werden. Die Informationen helfen dem Katastrophenmanagement", betonte Wörner.

Erhoffte Rückkehr zum Mond

Bei der Konferenz in Stuttgart diskutierten Astronauten und Wissenschaftler auch über eine mögliche Station auf dem Mond – Moon Village genannt. "Die ESA ist bereit, hier eine Maklerrolle einzunehmen und ihre Projekte einzubringen. Wir haben weltweit mehr als 60 Interessensbekundungen zur Realisierung der Idee", sagte Wörner. Auch Reiter zeigte sich optimistisch. "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in der zweiten Hälfte des nächsten Jahrzehnts die Rückkehr des Menschen auf den Mond sehen werden", sagte er. Reiter selbst verbrachte bei seinen Aufenthalten an Bord der beiden Raumstationen insgesamt 350 Tage im All – deutscher Rekord.

An der Konferenz nahm unter anderem auch der US-Amerikaner Charles Duke teil, der 1972 als zehnter Mensch den Mond betreten hatte. Eingeladen waren zudem die Raumfahrer Reinhold Ewald (Deutschland) und Samantha Cristoforetti (Italien), die über ihre Arbeit auf der Raumstation ISS berichtete. (APA, red, 8. 11. 2017)