Ein Mangel an Sonnenlicht im Winter sorgt für eine vermehrte Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin. Blaue Lichtanteile unterdrücken die Produktion.

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Das tragbare Lichttherapiegerät stört nicht bei der Monitorarbeit.

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Wien – Wenn die Tage kürzer werden, der Himmel oft grau bleibt und die Sonne nicht mehr weit über den Horizont hinaufsteigt, dann ist es für viele Menschen so weit: Der Winterblues ist da – keine echte Depression, aber das fehlende Sonnenlicht drückt auf die Stimmung. Man wird oder bleibt öfter müde und abgeschlagen. Es fehlt die Energie, sich der schönen Dinge des Lebens zu erfreuen.

Eine Ursache fürs dunkle Gemüt in der kalten Jahreszeit ist, dass die innere Uhr, der zirkadiane Rhythmus, aus dem Takt gerät. Der Mangel an Sonnenlicht hat zur Folge, dass das Schlafhormon Melatonin in einem Übermaß ausgeschüttet wird. Für den Körper ist Schlafenszeit, auch wenn man noch nicht lange wach ist.

Regulierung des Melatoninhaushalts

Die einschlägige Forschung hat erkannt, dass besonders der blaue Lichtanteil für die Regulierung des Melatoninhaushalts im Körper relevant ist. Trifft das Licht mit richtiger Wellenlänge auf bestimmte Fotorezeptoren auf der Netzhaut, werden entsprechende Signale an jene Hirnregion gemeldet, die den Wach- und Schlafrhythmus des Menschen steuert. Die Produktion des Schlafhormons wird gehemmt.

Lichttherapie- und Tageslichtlampen zielen auf diesen Mechanismus ab, um den Winterblues zu vertreiben und positive gesundheitliche Effekte zu erzielen. "Wir haben recherchiert, welche mobilen Lösungen es gibt. Die meisten Geräte sind groß, wenig handlich und ein wenig gruselig", resümiert Mark Wallerberger.

Elegante, mobile Version eines Lichttherapiegeräts

Der Industrial-Design-Absolvent der Universität für angewandte Kunst Wien hat sich mit dem Techniker Michael Geyer zusammengetan, um eine elegante, mobile Version eines Lichttherapiegeräts zu entwickeln. "Die Frage war: Wie klein schaffen wir das?", blickt Wallerberger zurück.

Es ist nicht das erste Projekt der beiden Gründer: Wallerberger hält ein Patent für einen speziellen Motorradhelm, Geyer eines für eine ringförmige Uhr. Mit ihrem 2013 gegründeten Start-up Pocket Sky begaben sie sich nun in einen mehrjährigen Entwicklungsprozess. Die Vision: ein zarter Bügel, der ähnlich einer Brille, ohne das Gesichtsfeld zu stören, über den Augen tragbar und bequem in den Alltag integrierbar ist. Und ein für die Augen angenehmes blaues Licht aussendet.

Viel Entwicklungszeit für Miniaturisierung

LED-Dioden, Akku inklusive Temperaturüberwachung, Elektronik für Timer und Dimmen – alles wurde in kleinstmöglicher Form ausgewählt. "Die Batteriegröße liegt an der unteren Grenze von dem, was überhaupt zu bekommen ist", sagt Geyer. "Wir haben lange getüftelt, um die einfache Form hinzubekommen. Auf dem Weg zur heutigen Form des Bügels entstanden viele Prototypen. 70 Prozent der Entwicklungszeit wendeten wir nur für die Miniaturisierung auf."

Bei der Gestaltung des Bügels arbeiteten die Gründer mit dem Wiener Forschungsinstitut OFI zusammen. Es galt einen Werkstoff zu finden, der leicht, dünn, flexibel und stabil ist, der eine hohe Dauerelastizität für ein oftmaliges Auf- und Abnehmen des Bogens mitbringt und zudem auf einfache Weise per Spritzgussverfahren herstellbar ist. Für das Ergebnis, einen nur zehn Gramm schweren Kunststoffbügel, der über 50 Dioden trägt, wurden OFI und Pocket Sky kürzlich mit dem Start-up-Preis des Forschungsnetzwerks Austrian Cooperative Research (ACR) ausgezeichnet.

Erste Geräte noch diesen Winter

Zurzeit sind die Gründer beim Finetuning für die Serienfertigung, bei der man mit ausschließlich regionalen Partnern zusammenarbeitet. "Keiner ist weiter als eine Stunde Fahrtzeit von Wien entfernt", sagt Wallerberger. Noch diesen Winter sollen die ersten Geräte erhältlich sein. Die Finanzierung stemmen die beiden selbst, Förderungen kamen von der Förderbank AWS und der Wirtschaftsagentur Wien.

Die Gründer haben das Gerät so konzipiert, dass es sich auch für einen weiteren Anwendungsfall eignet, bei dem die innere Uhr nicht mehr mit der Tageszeit zusammenpasst: für den Jetlag. Geplant ist eine eigene App, die einen Plan vorgibt, wann man ein paar Tage vor und nach dem Flug den Lichtbügel tragen soll, um die Folgen des Zeitzonenwechsels abzuschwächen. (Alois Pumhösel, 11.11.2017)