Graz – Die Besetzung der österreichweit ersten Professur für Architektur und Holzbau an der TU Graz mit dem Berliner Holzbauexperten Tom Kaden sorgt in der Steiermark für Kritik aus der Holzbauszene. Der neue Inhaber einer Stiftungsprofessur soll sich zur Zeit der Wende als Architekt ausgegeben haben, ohne einer zu sein. Am Montag hat die TU Graz dazu Stellung genommen und sich hinter Kaden gestellt.

Die neu eingerichtete Stiftungsprofessur an der TU Graz wurde von der Arbeitsgemeinschaft der Österreichischen Holzwirtschaft, proHolz, der Wirtschaftskammer und dem Land Steiermark finanziert. proHolz selbst hat den deutschen Pionier für mehrgeschoßigen Hochbau in ihrer Aussendung zur Neuberufung "Architekt" genannt. Wie Recherchen von ORF Radio Steiermark jedoch ergaben, soll Kaden jahrelang in der Öffentlichkeit als Architekt aufgetreten sein, ohne tatsächlich ein solcher zu sein. Er sei derzeit in keiner deutschen Architektenkammer Mitglied. Vielmehr sei bekannt geworden, dass er ein Architekturdiplom gefälscht haben soll, so der ORF.

Architekt kein Auswahlkriterium

"Das Führen der Berufsbezeichnung Architekt war kein definiertes Auswahlkriterium für die Besetzung dieser Stiftungsprofessur", hielt die TU Graz am Montag per Aussendung fest. In der offiziellen Ausschreibung der Professur sei eine Persönlichkeit gesucht gewesen, die die Thematik des nachhaltigen Bauens im Kontext qualitativ hochwertiger Architektur im Holzbau in Forschung und Lehre vertritt. Kaden habe "alle formalen Kriterien der Ausschreibung vollumfänglich" erfüllt. Mit Kaden habe die TU Graz "eine fachlich so herausragende Persönlichkeit für diese Aufgabe gewonnen".

Der 56-Jährige habe sich während des gesamten Berufungsverfahrens auch nicht als Architekt bezeichnet, hieß es vonseiten der Pressestelle auf Anfrage der APA. Tom Kaden verfüge über einen Abschluss der Kunsthochschule Berlin-Weißensee mit dem Abschluss Dipl.-Designer und somit über den erforderlichen Hochschulabschluss, wurde seitens der TU Graz betont.

Vorwurf: Gefälschtes Diplom

Zum Vorwurf eines gefälschten Diploms wollte die TU Graz nicht näher Stellung nehmen: Es habe "in der Vergangenheit einen von Herrn Kaden bereits vor vielen Jahren öffentlich eingestandenen Fehler" gegeben, der in Fachkreisen hinlänglich bekannt aber "juristisch nicht relevant" sei. "Dieser Fehler von Herrn Kaden, der weit in der Vergangenheit liegt und unter den betroffenen Parteien geklärt ist, ist bedauerlich", wurde in der Mitteilung festgehalten. Die formale Notwendigkeit für eine Mitgliedschaft in einer Kammer bestehe für die TU Graz nicht.

Kaden studierte an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und zuvor an der westsächsischen Fachhochschule für angewandte Kunst in Schneeberg. Vor 15 Jahren gründete er die Bürogemeinschaft Kaden Klingbeil, seit 2015 führt er gemeinsam mit Markus Lager das Berliner Büro Kaden und Lager GmbH. Seine Grazer Stiftungsprofessur ist auf fünf Jahre ausgelegt. (APA, 6.11.2017)