In einer von Magna und dem AMS eingerichteten Stiftung werden Fachkräfte wie Arbeitslose für die Autofertigung eingeschult.

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Graz – Die steirische Industrie brummt. Die Investitionstätigkeit in diesem Sektor legt heuer mit einem Plus von fast 13 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro deutlich zu. Zudem: Die Branche rechnet mit einer stabilen Konjunktur bis Jahresende. Exakt die Hälfte der Unternehmen geht davon aus, ihre Produktionsvolumina im vierten Quartal auszuweiten. Was in der Folge bedeutet: 44 Prozent aller Betriebe rechnen mit einem weiteren Personalaufbau.

Was die Rekrutierung neuer Arbeitskräfte anbelangt, ist als Einzelunternehmen Magna, der Autozulieferer- und -bauer, derzeit die wohl attraktivste Adresse.

Die Grazer produzieren den Plug-in-Hybrid BMW 530e sowie den vollelektrischen Jaguar I-Pace – und suchen deshalb 3000 neue Arbeitskräfte. Um die zu finden, ist in Graz die bisher größte bundesweite Jobschaffungs- und Ausbildungsaktion des Arbeitsmarktservice AMS in Kooperation mit Magna angelaufen. Via "Implacement-Stiftung" werden hunderte neue Mitarbeiter ausgebildet.

Vorqualifizierung

Bis zum ersten Halbjahr 2018 soll dieses Rekrutierungsprojekt abgeschlossen sein. "Die Aktion ist jedenfalls hervorragend angelaufen", sagt AMS-SteiermarkSprecher Hermann Gössinger. 1400 bisher Arbeitslose – zumeist ungelernte Hilfsarbeiter – seien bereits in die Stiftung Automotive Styria aufgenommen worden. Sie beziehen hier weiterhin Arbeitslosengeld und werden in der Stiftung "vorqualifiziert".

Konkret: Die neuen Magna-Mitarbeiter werden für die Handgriffe an den Fertigungsstraßen der Automontage geschult. Einen Monat in der Theorie und zwei Monate in der Praxis im Grazer Magna-Werk. Die Ausbildung teilen sich Magna und AMS. Kosten: rund zehn Millionen Euro.

Weitere 350 Fachkräfte aus der Kfz-Branche werden zudem im hochqualifizierten Segment geschult. Sie sollen Führungsjobs in der Produktion übernehmen können. Die im Ausbildungsprogramm stehenden künftigen "Magnerianer" sollen zumindest bis 2024, bis zum Auslaufen der jetzigen Verträge, beschäftigt werden.

Konkurrenz zieht nach

Die Rekrutierung läuft im gesamten Bundesland, wobei Magna als "guter Zahler" längst nicht mehr diese Anziehungskraft besitzt wie früher. In der Obersteiermark etwa zahlen Betriebe der Autobranche mittlerweile ebenso gut oder besser als Magna. "Wir bekommen tatsächlich aus der Region oberhalb von Bruck an der Mur kaum noch passende Arbeitskräfte", sagt Gössinger. Wenn nun Pankl in Kapfenberg (dort werden Antriebskomponenten erzeugt; Anm.) ebenfalls expandiert, werde es für Magna noch schwieriger. Dafür kommen im Gegenzug zahlreiche Bewerbungen auch aus Slowenien. Ist der Rekrutierungsprozess einmal abgeschlossen, werden bei Magna rund 10.000 Arbeitnehmer beschäftigt sein.

Was der steigende Jobbedarf bei Magna für die übrigen Branchen bedeutet, illustriert der Geschäftsführer des steirischen Autoclusters ACStyria, Wolfgang Vlasaty: "Unsere Erfahrungswerte sagen uns, dass ein neuer Arbeitsplatz bei Magna drei zusätzliche Arbeitsplätze nach sich zieht." Das sei etwa im Logistiksektor klar erkennbar, führt AMS-Sprecher Gössinger aus. Mit steigender Produktion steige auch der Bedarf an Zulieferungen und Abtransporten, auch da werden laut Gössinger "dringend neue Arbeitskräfte gesucht". (Walter Müller, 4.11.2017)