Der französische Telekom-Konzern Orange steigt ins Online-Banking ein und will dort langfristig die Nummer 1 auf seinem Heimatmarkt werden. "Wir wollen binnen zehn Jahren zwei Millionen Kunden gewinnen, das entspricht 25 Prozent des Markts im Online-Banking", sagte Andre Coisne, Chef der neuen Orange Bank, der Nachrichtenagentur Reuters.

"Aber ich hoffe, dass wir da nicht stehen bleiben, sondern einige Jahre später Marktführer sind." Orange verspricht sich allein schon dadurch Vorteile, dass immer mehr Menschen Bankgeschäfte über das Smartphone abwickeln – und da hat der Telekom-Konzern einen Fuß in der Tür.

Orange will seine Online-Bank an diesem Donnerstag an den Start bringen. Der Konzern dringt in den Bereich auch deshalb vor, weil er auf der Suche nach neuen Umsatz-Feldern ist und im Telekom-Sektor ein scharfer Preiskampf tobt. Da bietet sich das Online-Banking mit seinen kräftigen Wachstumsraten an. So sagt die Beraterfirma Ernst & Young voraus, dass sich binnen zehn Jahren die Zahl der Menschen, die in Frankreich ein Konto online eröffnen werden, auf 17 Millionen versechsfachen wird.

Neuland

Orange dringt dabei in Neuland vor, denn es ist der erste Versuch eines Telekom-Konzerns in einer großen Volkswirtschaft, eine eigenständige Bank zu etablieren. Mit dessen Führung haben sie allerdings mit Andre Coisne einen Manager betraut, der in Frankreich schon die Online-Ableger für die Institute ING und Credit Agricole an den Start gebracht hat. Die Orange Bank wird aber zunächst klein anfangen: Coisne zufolge haben 25.000 Kunden des Telekom-Konzerns im Vorfeld Interesse an der Online-Bank geäußert. Insgesamt hat Orange 21 Millionen Mobilfunk-Kunden.

Auch sich abzeichnende Änderungen in der EU spielen der Orange Bank in die Hände. Denn ab 2018 will die Gemeinschaft Banken dazu drängen, Kundendaten auch anderen Unternehmen zur Verfügung zu stellen, sofern die Kunden dies erlauben. Das könnte Firmen wie Orange helfen, mögliche neue Kunden zu identifizieren und ihnen bessere Konditionen als bei ihren bisherigen Banken anzubieten. (APA, 1.11.2017)