Das ÖVP-Verhandlungsteam (von links): Sebastian Kurz, Elisabeth Köstinger, Gernot Blümel, Bettina Glatz-Kremsner, Stefan Steiner.

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Das FPÖ-Team: Heinz-Christian Strache, Norbert Hofer, Herbert Kickl, Anneliese Kitzmüller, Norbert Nemeth.

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Am Mittwoch haben die Koalitionsverhandlungen zwischen ÖVP und FPÖ begonnen. ÖVP-Chef Sebastian Kurz setzt dabei auf enge Vertraute:

Elisabeth Köstinger (38) wurde von Kurz im Mai als ÖVP-Generalsekretärin geholt, davor war sie – seit 2009 – Europaabgeordnete. In der ÖVP-Struktur ist die Kärntnerin im Bauernbund verortet. Sie könnte auch in eigener Sache verhandeln, gilt sie doch als ministrabel. Gehandelt wird Köstinger als Außen- und als Landwirtschaftsministerin. Sie könnte aber auch Erste Nationalratspräsidentin werden.

Stefan Steiner (38) ist schon lange im engsten Beraterteam von Kurz. 2011 hat dieser Steiner ins Integrationsstaatssekretariat geholt. Dort stieg er bis zum Sektionschef auf, bis er im Juni in die Bundes-ÖVP wechselte, wo er neben Köstinger Generalsekretär ist. Er ist für inhaltliche und programmatische Fragen zuständig und wird als möglicher Kanzleramtsminister genannt.

Gernot Blümel (36) leitet seit 2015 die Wiener ÖVP. Wie Kurz hat auch der studierte Philosoph seine politische Karriere in der Jungen ÖVP begonnen. Vor seinem Wechsel in die Kommunalpolitik war Blümel ÖVP-Generalsekretär. In Wien fährt er einen harten Kurs in Migrations- und Flüchtlingsfragen.

Bettina Glatz-Kremsner (55) wurde von Kurz geholt. Politisch war sie freilich schon länger mit der Volkspartei verbandelt, so hat sie im Jahr 2013 das Personenkomitee für den damaligen Landeshauptmann Erwin Pröll bei der Landtagswahl in Niederösterreich geleitet. Die Finanzvorständin der Casinos Austria ist nun Bundesparteiobmann-Stellvertreterin. Sie spendete 10.000 Euro für Kurz' Wahlkampf und wird als neue Finanzministerin gehandelt.

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache holte sich folgende Verhandlungspartner ins Team:

Herbert Kickl (49) ist seit der Spaltung der früheren FPÖ in BZÖ (unter Jörg Haider) und FPÖ (unter Strache) im Jahr 2005 Generalsekretär der FPÖ. Davor war er Redenschreiber für Haider, jetzt gilt er als Mastermind hinter Strache. Außerdem ist der Kärntner seit elf Jahren Nationalratsabgeordneter und dort Sozialsprecher. Sollte es zu einer schwarz-blauen Regierung kommen, wird Kickl als Klubobmann im Nationalrat gehandelt. Derzeit hat Strache diese Funktion inne.

Norbert Hofer (46) ist Dritter Nationalratspräsident und stellvertretender FPÖ-Chef. Er hat das neue Parteiprogramm verfasst, auch für das 2013 erschienene "Handbuch freiheitlicher Politik", das schriftliche Fundament des ideologischen Rechtsrucks der Partei, zeichnete er verantwortlich. 2016 schickte die FPÖ Hofer für die Wahl des Bundespräsidenten ins Rennen. Im ersten Wahlgang war er stimmenstärkster Kandidat, bei der Stichwahl unterlag er jedoch Alexander Van der Bellen. Hofer ist Mitglied der deutschnationalen Burschenschaft Marko-Germania zu Pinkafeld und stellte in seinem Büro Personen mit rechtsradikalen Verbindungen ein. In einer ÖVP-FPÖ-Regierung soll er nach Straches Wunsch Außenminister werden.

Norbert Nemeth (48) ist seit 2006 Klubdirektor der FPÖ, dem neuen Nationalrat soll er als Abgeordneter angehören. Er ist Mitglied der Mensur fechtenden Burschenschaft Olympia. Privat hat Nemeth unter dem Pseudonym S. Coell zwei Romane im Genre Verschwörungstheorie veröffentlicht, die abseits von rechtsextremen Publikationen aber kaum positives Echo fanden.

Anneliese Kitzmüller (58) ist seit 2008 Nationalratsabgeordnete und dort Sprecherin für Familien und Vertriebene – wobei damit nicht etwa die von österreichischen Nazis Vertriebenen gemeint sind und auch nicht die heute in Österreich lebenden Flüchtlinge, sondern lediglich vertriebene deutschsprachige Minderheiten wie etwa Sudetendeutsche und Siebenbürger Sachsen. 2011 veröffentlichte sie das Buch "Wir sind Familie!" mit einem Vorwort von Heinz-Christian Strache und Martin Graf. Darin bezeichnet sie Familien mit gleichgeschlechtlichen Eltern als "ideologische Verirrung", die "deutlich abzuweisen" sei. Als Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) vor drei Jahren ankündigte, Benachteiligungen von Schwulen und Lesben beseitigen zu wollen, gab es einen Aufschrei Kitzmüllers: Homosexuelle hätten schon jetzt zu viele Rechte. Dass etwa Homosexuelle Pflegekinder aufnehmen können, sei "ein Skandal der Sonderklasse". (Peter Mayr, Maria Sterkl, 25.10.2017)