Die Diakonie bietet in der Frauenberatungsstelle für geflohene Frauen Einzelgespräche, Begleitung bei Amtswegen sowie das Frauencafé zum allgemeinen Austausch an.

Foto: Diakonie Österreich

Wien – Auf der Flucht und neu angekommen in einem fremden Land, geht es für die meisten Frauen erst einmal um alles andere als sie selbst. "Dann sind die Kinder irgendwann in der Schule, die Frauen können das erste Mal durchschnaufen, und da kommt allmählich die Frage auf: Was ist jetzt mit mir?" So schildert es Alexandra Gröller, Geschäftsführerin des Diakonie-Flüchtlingsdiensts. Am Dienstag hat die Diakonie ihre Beratungsstelle ausschließlich für Flüchtlingsfrauen vorgestellt – "die erste in ganz Österreich", wie Gröller betont.

Um die Frauenberatungseinrichtung in Wien-Neubau hat die Diakonie nach eigenen Angaben jahrelang gekämpft. Seit Anfang September ist sie offen, finanziert vom Fonds Soziales Wien.

Acht Beraterinnen bieten in den Räumlichkeiten in der Halbgasse 2/7 in Wien-Neubau an vier Tagen pro Woche Einzelgespräche und Begleitung bei Amtswegen an. Es gibt aber auch Gruppensettings wie das donnerstags von 16 bis 18 Uhr stattfindende Frauencafé, in dem zwanglos gesprochen werden kann und währenddessen Kinderbetreuung angeboten wird. Dort soll es künftig auch zum Austausch mit Frauen aus der Umgebung kommen.

"Aus Erfahrung wissen wir, dass Frauen mit Fluchtgeschichte oft nur im Familienverband oder mit ihren Männern zu Beratungsstellen kommen, die Themen der Frauen kommen dabei zu kurz", sagt Gröller. Themen, die bei den Beratungen aufkämen, seien etwa Fragen zum Spracherwerb, zur Erziehung, zum Schul- und zum Sozialsystem in Österreich oder auch, wo man als Frau Schwimmen lernen kann.

Problematische Scheidung im Asylverfahren

Weniger als erwartet seien bisher Fragen zu Gewalt und Scheidung aufs Tapet gekommen, aber auch diese fänden Platz. "Zum Thema Trennung gibt es zwar viele Frauenberatungsstellen, aber die haben – abgesehen von Sprachbarrieren – oft nicht das Know-how, welche Konsequenz es für Menschen im Asylverfahren hat, wenn man sich scheiden lässt", sagt die Leiterin der Beratungsstelle, Birgit Koller.

Rund 100 Frauen seien seit September in der Einrichtung beraten worden, Tendenz steigend. Die Förderung dafür richtet sich nach der Zahl der in Wien in Grundversorgung lebenden Frauen, für die sie konkret vorgesehen ist.

"Verstehen, wie alles funktioniert"

Suad Mohamed, die vor eineinhalb Jahren nach Wien kam und nun unter anderem bei der Frauenberatung der Diakonie dolmetscht, erzählt, wie es ihr anfangs erging: "Das erste Problem ist die Sprache. Und zu verstehen, wie alles funktioniert: die öffentlichen Verkehrsmittel, das System im Flüchtlingsheim, mit der Polizei, einfach alles."

Geboren in Saudi-Arabien, ging ihre Familie nach Somalia, als Suad noch ein Baby war. Die Familie floh dann unter anderem nach Syrien und ist bis heute dort, die ausgebildete Pharmazeutin flüchtete nach Österreich. "Ich wusste nicht viel mehr, als dass es dieses Land gibt", sagt sie.

"Nicht zu viel Zeit zum Grübeln"

Viele Menschen hätten ihr hier dann bei der Orientierung geholfen. Ihre Englischkenntnisse hätten ihr da viel genützt, parallel lernte sie Deutsch und engagiert sich ehrenamtlich beim Roten Kreuz und bei der Diakonie als Dolmetscherin. "Ich will nicht zu viel Zeit haben, um ins Grübeln zu geraten", erklärt die 27-Jährige.

Die Beratungsstelle der Diakonie hat am Montag von 14 bis 18 Uhr, am Dienstag und Donnerstag von 10 bis 15 Uhr und am Mittwoch von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Eine Anmeldung ist nicht nötig, aber jederzeit möglich. (Gudrun Springer, 24.10.2017)