"Last Flag Flying" von Richard Linklater.

Foto: Viennale

Wenn der Wecker um 5.15 Uhr klingelt, ich es irgendwie schaffe, meine Socken zusammenzusuchen und noch halb im Schlaf zum Gartenbaukino radle – dann ist es wieder einmal Zeit für den Viennale-Frühstücksfilm. Kaffeeduft statt Popcorn und die erste schwere Entscheidung des Tages: Zimtschnecke oder Marillencroissant? Dazu das auch schon traditionelle Gemurre über die endlos scheinende Kaffeeschlange – wobei, das hat in manchen Jahren auch schon besser funktioniert – und steigende Nervosität, ob man es überhaupt noch rechtzeitig in den Saal schaffen, beziehungsweise einen guten Platz ergattern wird. Das Kino ist nämlich wieder fast voll – in Wien scheint es mehr Frühaufsteher zu geben, als man denkt.

Vom Frühstückfilm zur Abendgala

Schlussendlich löst sich aber alles in Wohlgefallen auf und um 6.30 Uhr geht es los. Wir sehen "Last Flag Flying". Wieder einer von den Filmen, die genau die richtige Mischung aus Humor und Ernst finden und die einen, wie immer bei Linklater, durch ihre authentische Atmosphäre sofort in Bann ziehen. So kommt sogar amerikanischer Patriotismus irgendwie sympathisch rüber, wird aber gleichzeitig auch kritisch hinterfragt.

Normalerweise würde ich mich jetzt, noch ganz erfüllt vom eben gesehenen Film, auf den Weg in die Arbeit machen. Heuer ist alles ein bisschen anders. Um 13.30 Uhr erwartet mich schon der nächste Film, um 16 Uhr läuft einer unserer Jury-Filme, und am Abend ist dann die Christoph-Waltz-Gala. Und vielleicht sollte ich einmal den Pocket-Guide durchforsten, ob da nicht ein spannender Film wäre, mit dem ich die Wartezeit bis zu Mittag überbrücken könnte. (Julia Tanzer, 24.10.2017)