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Foto: Reuters / Allessandro Garofalo

I

Sie heißen Caro Daur, Nina Suess oder Veronica Heilbrunner, und sie werden angehimmelt wie vor zwanzig Jahren Cindy Crawford, Claudia Schiffer oder Elle McPherson. Der Unterschied ist: Ihr Laufsteg muss nicht in New York, Mailand, Paris aufgebaut werden – die sogenannten Influencer brauchen nicht mehr als ein Smartphone, das Internet und eine Handvoll Social-Media-Kanäle. Dort werben sie für Parfums, Uhren, Mode. Weil einige von ihnen Werbung im Gegensatz zum #ootd (was so viel wie Tagesoutfit heißt, siehe Seite 38) nicht konsequent als solche auszeichnen, fanden in diesem Jahr heiße Debatten um die Kennzeichnungspflicht statt: Längst nicht alle Modemenschen liegen den Instagram-Stars zu Füßen.

Foto: Hersteller

J

Es ist eine Herausforderung, in Patchwork-Jeans nicht wie eine Vogelscheuche auszusehen. Das hat Britney Spears Anfang der Nullerjahre bewiesen. Damals erschien das Popsternchen während der MTV Video Music Awards in einem zusammengenähten Jeanskleid, das als Fleckerl-Desaster in die Modegeschichte eingegangen ist. Den PR-GAU konnte noch nicht einmal ihr Begleiter, Jeans-Cowboy Justin Timberlake, verhindern. Dabei kann das Denim-Patchwork sehr wohl funktionieren. Das beweist diese Jacke von Kings Of Indigo. Wem das zu abgefahren ist: mit Jeans von oben bis unten (à la Kevin Bacon in "I Love Dick") liegt auch niemand falsch.

Foto: Hersteller

K

Als Nokia-Handys noch Antennen trugen und Faxgeräte zur Ausstattung eines jeden Büro gehörten, kam die Schauspielerin Alicia Silverstone mit dem Film Clueless um die Ecke – und alle waren verknallt in Cher Horowitz in ihrer Schuluniform mit dem Karomuster. Jetzt zollen das britische Modeunternehmen Burberry sowie der Designer J. W. Anderson (in Kooperation mit Uniqlo) dem bunten Tartanmuster der 1990er Tribut: Statt vornehmer Zurückhaltung trägt man in ihm jetzt sein Selbstbewusstsein großkariert zur Schau. Das macht Sinn. Während in Schottland in der Vergangenheit Clan-Zugehörigkeiten mit verschiedenen Tartanmustern signalisiert wurden, lässt sich heute mit Karos wunderbar Verwirrung stiften. Das Tartanmuster kann ebenso spießig wie frech getragen werden – kommt eben ganz auf den Kontext an.

Foto: Diesel über P&C

L

Dicke Logos waren schon immer was für Angeber. In diesem Herbst sind sie wieder auf der Überholspur, es heißt: Klappe aufreißen! Tommy Hilfiger druckt seinen Namen auf jeden zweiten Pullover, Calvin Klein hat unter Designer Raf Simons extra den Schriftzug verändert – und bei Diesel wurde wieder der Irokese ausgepackt. Trägt man jetzt auf T-Shirts, Sweatern und dem Kopf natürlich.

Foto: Arthur Arbesser

M

Manchmal braucht es morgens vor dem Kleiderkasten nicht mehr als eine Schaufel Mut: Die Nummer sicher, die Kombination aus Jeans und Sweater, sie langweilt spätestens dann, wenn der Herbst die Nebelwände runterlässt. Es lohnt sich also, die Augen nach modischen Gegenstrategien aufzuhalten. Der österreichische Designer Arthur Arbesser zum Beispiel schlägt eine Farbtherapie vor. Er lässt Muster auf, no na, Muster treffen. Das ist zugegebenermaßen etwas für besonders Mutige. Kann sich aber auszahlen.

Foto: Hersteller

N

Keine Frage, Netzstrümpfe sind bereits seit Anfang dieses Jahres zurück. Wie man sie auch im Herbst noch tragen kann, hat letztens Claudia Schiffer vorgemacht: Sie trug bei der Vorstellung ihres Buches während der Mailänder Modewoche jene gelöcherten Strümpfe unter hautengen Jeans – und ließ sie oben herum über dem Hosenbund hervorblitzen, sie muss ihre Designs für das Unternehmen Kunert ja in Szene setzen. Abgeschaut hat La Schiffer sich die hochgezogenen Strumpfhosen wahrscheinlich von den Influencern auf Instagram.

O

Es gibt Dinge, auf die sich viele einigen können. Auf #ootd zum Beispiel. Auf was bitte? Unter Modefans gilt diese Abkürzung als absolutes Must-have: Über 146 Millionen Bilder sind auf Instagram mittlerweile als #ootd, was so viel wie "outfit of the day" heißt, gekennzeichnet. Die steile Karriere des Kürzels ist eng mit dem Erfolg von Social Media verknüpft. Um das Jahr 2010 herum tauchte das ominöse Akronym #ootd erstmals auf, heute wird kaum ein Outfit-Posting ohne dieses Hashtag im Schlepptau online gestellt. Wer vorhat, auf Instagram vorne mitzumischen, wird auf das Kürzel ebenso wenig verzichten können wie, ganz genau, auf das Gucci-G.

Foto: Hersteller

P

Sein Ruf könnte besser sein: Der Pullunder wird vor allem von Männern fortgeschrittenen Alters geliebt. Der Journalist Eugen Freund, Mitte 60, der ehemalige deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher, im letzten Jahr verstorben, sind und waren überzeugte Anhänger des Pullunders. Das ist nachvollziehbar. Der ärmellose Pullover erfüllt die Funktion einer Schutzweste wie die eines Wärmekissens gleichermaßen. Umso erstaunlicher, dass das Kleidungsstück mit dem geriatrischen Image in der Mode gerade hohes Ansehen genießt. Schon im Sommer nahmen Labels wie Prada oder Michael Kors mit baumwollenen Pullundern Anlauf, jetzt ist die Gelegenheit für all jene gekommen, die sich zwischen Pulli und Bluse nicht entscheiden können. Eine halbe Sache ist der Pullunder (im Bild Burberry) trotzdem nicht. Wer ihn trägt, braucht Rückgrat: Es gilt, blöde Kommentare abzuwehren. (Anne Feldkamp, RONDO Exklusiv, 24.10.2017)

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