Touristen aus dem Reich der Mitte sind in Luxor herzlich willkommen, sie tragen zum Aufschwung des für Ägypten so wichtigen Fremdenverkehrs bei. Wohl wirbt das Land am Nil weltweit mit neuen archäologischen Funden, vom Rekord im Jahr 2010 ist man aber noch weit entfernt.

Foto: AFP / Khaled Desouki

Die Kutschenpferde sind wieder etwas besser genährt. Das Aussehen der Tiere, die vor hunderte buntglitzernde Calèches gespannt sind, sagt viel über den Tourismus in der oberägyptischen Metropole Luxor aus. Dass wieder mehr ausländische Gäste da sind, zeigt sich beim Karnak-Tempel, einem der Höhepunkte auf jedem Besucherprogramm. Auf dem Parkplatz stehen etwa drei Dutzend Busse.

Die Sicherheitsvorkehrungen sind streng. Das Gelände ist eingezäunt, Einlass gibt es nur durch ein Nadelöhr. Taschen werden dreimal durchleuchtet, bevor die Touristen das eigentliche Gelände betreten dürfen. Im Sommer 2015 wurde hier auf dem Vorplatz durch die Geistesgegenwart einiger Einheimischer ein Terroranschlag vereitelt. In der Hauptachse der gigantischen Tempelanlage des Amoun, des Königs der Götter, herrscht schon wieder Gedränge, ein babylonisches Stimmengewirr.

Deutsch, Spanisch, Russisch und immer öfter Chinesisch stechen heraus. Die vielen Chinesen in der Stadt und auch in den Hotels fallen auf. Das ist ein neuer Trend. An der Corniche entlang des Nils wurde bereits das erste chinesische Restaurant eröffnet. "Die Karte wird gemischt sein, chinesische und lokale Küche", sagt ein Angestellter, der erklärt, man müsse sich anpassen. Als Nächstes wird wohl die Sound- und Light-Show im Karnak-Tempel auf Chinesisch angeboten.

Geschäft zieht an

In seiner kleinen Reiseagentur gibt Mamdouh telefonische Auskunft über mögliche Ausflüge. Die Bootsfahrt zum Dendera-Tempel etwa ist mangels Nachfrage seit vier Jahren gestrichen. Die Krise im ägyptischen Tourismus lässt sich an seinem Geschäft ablesen. In den besten Zeiten, das heißt im Jahr 2010, beschäftigte sein Büro zwölf Mitarbeiter, heute sind sie zu zweit.

Wer seine Arbeit verlor, hätte sich in einer Fabrik oder in der Landwirtschaft ein Auskommen suchen müssen, weiß Mamdouh. Auch er spürt, dass das Geschäft jetzt zu Beginn der Hochsaison im Gegensatz zu den beiden Vorjahren wieder anzieht. Er bleibt vorsichtig optimistisch, denn in den vergangenen Jahren mit den politischen Turbulenzen gab es ein ständiges Auf und Ab.

Vor allem die Deutschen seien nach Luxor zurückgekehrt, dann auch die Spanier, und von den Franzosen gebe es Reservierungen gegen Weihnachten, sagt Mamdouh. Etwa 50 der rund 300 Nil-Schiffe sind wieder in Betrieb und fahren regelmäßig die Strecke zwischen Luxor und Assuan.

Kleine profitieren nicht

Dass immer mehr Chinesen nach Luxor kommen, freut natürlich auch den Leiter der Reiseagentur, allerdings beleben sie das Geschäft kleiner Läden und Tourismusunternehmen kaum. "Sie kommen nur in Gruppen, die sie nie verlassen. Alles ist bereits im Ausland organisiert. Für uns fällt da nichts ab", erklärt Mamdouh. Sollten die Flüge nach Russland wieder aufgenommen werden, die seit dem Absturz eines russischen Ferienfliegers nahe Sharm El-Sheikh im November 2015 ausgesetzt wurden, würden auch wieder mehr russische Tagestouristen vom Roten Meer nach Luxor kommen.

Trotz erster Anzeichen eines Aufschwungs ist das touristische Angebot immer noch viel größer als die Nachfrage, was den Preisdruck erhöht. Die Calèches bieten schon für fünf ägyptische Pfund (etwa 25 Cent) eine kurze Fahrt in der Stadt an. Der tiefe Preis hat immerhin zur Folge, dass vermehrt auch Einheimische die Pferdekutsche als alltägliches Transportmittel nützen können. Für 25 Pfund kann man in einer Felucca eine Stunde auf dem Nil segeln; in guten Zeiten mussten die Gäste das Drei- oder Vierfache auslegen.

Die Statistiken belegen den Aufwärtstrend. In den ersten neun Monaten 2017 ist die Zahl der Touristen um 55 Prozent gestiegen, die Einnahmen verdoppelten sich. Die Touristen geben wieder 88 Dollar pro Tag aus. Bis Jahresende wird mit rund acht Millionen Besuchern gerechnet. Die Branche sorgt wieder für etwa neun Prozent der ägyptischen Wirtschaftsleistung. Ägypten gehört in diesem Jahr weltweit zu einem der am schnellsten wachsenden Märkte. Der Rekordwert von 14,7 Millionen aus dem Jahr 2010 ist damit bei weitem nicht erreicht. Damals strömten 3,5 Millionen Menschen durch den Karnak-Tempel, am Tiefpunkt der Krise 2015 waren es nur noch 250.000. Das Tourismusministerium wirbt weltweit, um das Land der Pharaonen anzupreisen.

Die beste Werbung für Luxor sind auch 200 Jahre nach der Entdeckung des Grabes von Tutanchamun Nachrichten von spektakulären archäologischen Funden, die heuer besonders zahlreich waren – allen voran ein intakter Begräbnisgarten in Dra Abu el-Naga aus der 18. Dynastie und eine über 2,5 Meter große Statue aus schwarzem Granit von Amenhotep III.(Astrid Frefel aus Luxor, 23.10.2017)