Rekonstruktion eines der beiden Nemi-Schiffe.
Illustr.: Gelo4

Rom – Gaius Julius Caesar Germanicus, nach seinem Tod im Jahr 41 bekannter unter seinem Beinamen Caligula ("Stiefelchen"), ließ während seiner vierjährigen Regierungszeit Dutzende Senatoren hinrichten, was ihm den Ruf eines grausamen Autokraten eintrug. Der römische Kaiser war der Göttin Diana eng verbunden. Am Ufer des Nemi-Sees ließ er das Heiligtum der Diana Nemorensis restaurieren.

Auf diesem See rund 30 Kilometer südöstlich von Rom ließ Caligula zwei große Schiffe bauen, die auf dem kleinen Gewässer kaum navigieren konnten. Im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung sanken die beiden Riesenschiffe. Ab 1928 war unter dem Mussolini-Regime der See abgepumpt worden, sodass die gut erhaltenen Nemi-Schiffe im Jahr darauf geborgen und im weiteren Verlauf restauriert werden konnten. Sie wurden in einer eigens dafür errichteten mächtigen Museumshalle untergebracht.

Zwei Riesen auf einem winzigen See

Die Schiffe hatten im Verhältnis zu dem nur 1,7 Quadratkilometer großen See gigantische Ausmaße: Das erste Schiff war 73 Meter lang und 24 Meter breit, das zweite maß 71 Meter Länge und 20 Meter Breite. Auf einem der Schiffe stand ein Tempel für die Göttin Diana, der mit Marmorsäulen, Mosaikböden und vergoldeten Bronzeziegeln geschmückt war. Das zweite Schiff trug eine Palastanlage für Caligula mit einem Warmwassersystem, das Thermen an Bord versorgte. Ob die Schiffe sofort nach dem Sturz Caligulas im Jahr 41 versenkt wurden, oder erst später untergingen, ist ungeklärt. Es gibt keine antiken Quellen zu den Schiffen.

Unter ungeklärten Umständen waren die Schiffe im Jahr 1944 bei einem Brand im Museum nahezu restlos vernichtet worden. Nach dem Krieg hatte man sich mit Modellen der Schiffe behelfen müssen. Archäologen gehen jedoch anhand von Manuskripten aus dem 16. Jahrhundert davon aus, dass sich ein drittes Caligula-Schiff im Nemi-See befinden könnte.

Das größere der beiden Nemi-Schiffe während der Bergung im Jahr 1929.
Foto: Archiv

Suche nach möglichem dritten Schiff

Im April begann unter der Leitung des Denkmalschutzes der Region Latium die Suche nach dem möglichen dritten Schiff. Tauchereinheiten der Carabinieri und der italienischen Küstenwache suchen mit Sonar-Geräten nach dem mysteriösen Schiff.

Nun ist ein Teil der Brücke eines der beiden Schiffe von den USA an Italien zurückgegeben worden. Wie der italienische Kulturminister Dario Franceschini am Freitag mitteilte, handelt sich dabei um das Fragment eines Mosaiks der Schiffbrücke, das aus dem Museum am Nemi-See kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gestohlen worden war.

In Privatsammlung aufgespürt

Das Mosaikteil wurde zusammen mit zwei Vasen aus dem vierten Jahrhundert unserer Zeitrechnung und verschiedenen Münzen und antiken Manuskripten rückerstattet. Es wurde in der Privatsammlung einer in den USA lebenden Italienerin entdeckt und auf Antrag der italienischen Carabinieri von den Justizbehörden von New York beschlagnahmt. "Dank der wertvollen Zusammenarbeit mit den Ermittlern in New York können wir dieses wichtige Mosaikteil nach Italien zurückbringen", so der italienische Kulturminister. (APA, red, 20.10.2017)