Was tun mit leerstehenden Bauernhöfen?

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In Europa schließen jedes Jahr 350.000 Bauernhöfe. Allein in Österreich sind jährlich rund 2400 Landwirte gezwungen, ihren Betrieb aufzugeben oder zu verkaufen. Die Folge: Während die ländlichen Lebensmittelproduzenten immer größer und größer werden (1970 ernährte ein österreichischer Bauer im Durchschnitt zwölf Menschen, 2016 bereits mehr als 80), nimmt der ländliche Leerstand kontinuierlich zu. Doch was tun mit den leerstehenden Bauernhöfen?

Dieser Frage widmete sich kürzlich die sechste Leerstandskonferenz in Innervillgraten, die unter dem Motto "Leerstand ab Hof! Strategien für einen Umbau in der Landwirtschaft" stand. Die vom Architekturbüro Nonconform organisierte Veranstaltung lockte fast 200 Besucher in die Osttiroler Berge, wo allein rund um Lienz derzeit mehr als hundert Bauernhöfe leer stehen und auf eine Nachnutzung warten. Im Fokus der Konferenz standen Best-Practice-Beispiele aus den deutschsprachigen Ländern, das gemeinsame Brainstormen zu möglichen Nachnutzungsideen sowie die Analyse funktionaler Möglichkeiten und raumplanerischer und baujuristischer Unmöglichkeiten.

Adresswechsel möglich

"Aus architektonischer Sicht mag die Umnutzung alter Bauernhöfe sehr stimmig und reizvoll erscheinen, aber aus raumplanerischer Sicht muss man sich sehr genau ansehen, ob das Gebäude im Grünland oder in einem Siedlungsgebiet steht", erklärte die Wiener Raumordnungsexpertin Gerlind Weber und brachte mit dieser Aussage die größte Krux leerstehender landwirtschaftlicher Betriebe auf den Punkt. "So hart das auch klingen mag, aber wo die nötige Infrastruktur nicht vorhanden ist, haben Wohnen, Tourismus und Gewerbe nichts verloren."

Dass selbst die schwierigste Lage im Einzelfall zu interessantesten Ergebnissen führen kann, zeigten etwa der zu einem Apartmenthaus umgebaute Giatla-Hof in Innervillgraten, eine revitalisierte alte Hofkäserei in Südtirol oder ein ehemaliger Schweinestall am Münchner Stadtrand, der heute ein Kindergarten ist. Trostpflaster: Wenn die Lage nicht taugt, hilft im Notfall immer noch der Adresswechsel. Nicht wenige Bauernhöfe und Scheunengebäude wurden ab- und an anderer Stelle wieder neu aufgebaut. (woj, 22.10.2017)