Bernadette Schild will ihre Zielsetzung im Slalom hinaufschrauben und anpassen.

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Zuletzt stand die Salzburgerin im März auf einem Slalomstockerl. In Squaw Valley belegte sie hinter Shiffrin und der mittlerweile zurückgetretenen Tschechin Šárka Strachová Platz drei.

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Schild zu Lindsey Vonns geplantem Abfahrtsvergleich mit den Männern: "Das Thema steht schon Wochen vor dem ersten Rennen auf den Titelseiten, ist bestimmend, wird jedes Jahr aufs Neue ausgeschlachtet. Es ist eine PR-Masche, die aufgeht und funktioniert. Das muss man auch erst einmal schaffen."

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Wien – Der Weg an die Spitze ist kein Spaziergang. Viele Skiprofis können ein Lied davon singen. Schon relativ weit oben ist Bernadette Schild angelangt. Mit ihren insgesamt vier Podestplatzierungen im Slalom ist die ÖSV-Technikerin natürlich längst in der Weltelite angekommen. Ein bisschen was fehlt der Salzburgerin aber noch, um sich regelmäßiger am Stockerl oder vielleicht auch einmal ganz oben zu finden. Wie sie es nun anstellen will, weiter nach vorne zu preschen, wollte der STANDARD am Rande einer Pressekonferenz von Sponsor Uniqa von ihr wissen.

"Pfuh, wie macht man das überhaupt?"

Man könne das nicht planen, "im Endeffekt ist es nur eine logische Konsequenz", sagt Schild, die sich zunächst dachte: "Pfuh, wie macht man das überhaupt?" Nun aber glaubt die Salzburgerin zu wissen, wie es funktionieren kann: "Man überlegt sich, was der nächste Schritt wäre, nachdem man viele Schritte gemacht hat. Letztes Jahr habe ich mir vorgenommen, dass ich konstant in den top Acht sein und mich in die erste Gruppe vorarbeiten will." Und dort will sie natürlich bleiben. "Um aber dort bleiben zu können, muss man konstant unter die besten Fünf fahren."

Aber das Gedränge um einen Platz an der Sonne, wo man Österreichs beste Slalomartistin natürlich sehen will, ist groß, zumal neben der überragenden US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin auch unter anderen die Schweizerin Wendy Holdener, die Schwedin Frida Hansdotter, die Norwegerin Nina Löseth oder die Slowakinnen Veronika Velez-Zuzulová und Petra Vlhová mehr als ein Wörtchen mitzureden haben.

Schild fuhr erstmals beim Finale in Lenzerheide 2013 als Slalom-Zweite auf ein Weltcuppodest, carvte danach noch drei dritte Plätze im Stangenwald ein: 2013 in Courchevel, 2014 in Kranjska Gora und 2017 in Squaw Valley.

Neue Zielsetzung

Die 27-Jährige setzt auf kontinuierliche Arbeit. Sie weiß, dass sie heuer von besseren Startnummern profitieren kann, zumindest in den ersten Rennen wird sie keine Startnummer höher als sieben haben. "Es ist ein Unterschied, ob man als Erste startet oder als 15." Jedenfalls will sie die Zielsetzung hinaufschrauben und anpassen. "Das muss passieren, das ist klar."

Vom technischen Vermögen her traut sie sich einiges zu. Schon letzte Saison sei in nahezu jedem Rennen mehr drinnen gewesen. Sie vermutet, dass sie öfter unter die besten Fünf kommen hätte können, darum will sie heuer vermehrt ans Limit gehen.

Vorbereitung: "Jährlich grüßt das Murmeltier"

Die Umstrukturierung ist komplett an Schild vorbeigegangen. "Für mich hat sie absolut keine Auswirkung gehabt." Gearbeitet wird in überschaubaren Gruppen. "Wir sind heuer zu sechst, haben zwei Trainer."

Nicht gerade abwechslungsreich ist das Vorbereitungsprogramm. "Jährlich grüßt das Murmeltier", sagt Schild, die sich aber nicht beschweren will, "nachdem das alles sehr spannend und nervenaufreibend ist." Trotz der vielen Reisen und des ausgefüllten Lebens entwickelt sich so etwas wie ein Alltag. "Weil man immer gewisse Stationen hat." Der Herbst sei eine stressige Zeit, wegen der vielen Termine, härter als im Winter, wenn alles läuft. "Wenn dann Sölden kommt, dann heißt es nur mehr Rennen, Training, ausrasten und so weiter und so fort."

Immer wieder Lindsey Vonn

Von Lindsey Vonns Plänen, nächstes Jahr mit den Herren die Abfahrt in Lake Louise bestreiten zu wollen, hält Schild wenig. "Wir reden darüber. Aber wenn sie wirklich mitfahren möchte, dann soll sie auch andere Rennen bestreiten. Und wenn, dann soll sie in Kitzbühel mitfahren", womit sie auf einer Linie mit ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel ist. Einerseits bewundert Schild die meisterliche PR-Aktion des US-Verbands: "Absolut genial gemacht." Andererseits bedauert sie, dass wieder einmal vor dem Saisonstart nur Vonn Thema ist.

Der Vergleich mit den Männern sei ein amerikanischer Gedanke. "Immer schneller, immer größer, immer weiter. Das ist sehr amerikanisch, das täte uns so schnell nicht einfallen. Sie macht natürlich sehr viel für den Skisport. Das Thema steht schon Wochen vor dem ersten Rennen auf den Titelseiten, ist bestimmend, wird jedes Jahr aufs Neue ausgeschlachtet." Aber das schade dem Damen-Weltcup natürlich nicht. "Es ist eine PR-Masche, die aufgeht und funktioniert. Das muss man auch erst einmal schaffen." Absurd ist es nach Einschätzung Schilds aber trotzdem, weil man aus gemeinsamen Trainings ohnehin wisse, dass man "nicht allzu weit hinter den Herren" ist.

Sie selbst würde ein Vergleich nicht reizen. "Für mich reicht der Damen-Weltcup. Außerdem brauche ich nicht die permanente mediale Aufmerksamkeit." Es brauche einen vernünftigen Umgang damit, primär gehe es ihr aber um das Eigentliche. "Schnell Skifahren, dann interessieren sich auch die Medien, aber in einem positiven Zusammenhang. Vonn hätte es eigentlich auch nicht nötig."

Grenzwertiger Rennkalender

Leichte Sorgen bereitet Schild die Rennplanung. "Letztes Jahr war es schon zwischen Weihnachten und 10. Jänner ziemlich stressig, heuer haben sie uns Oslo auch noch mitten hinein gepackt. Erst Courchevel, dann Lienz, Oslo, Zagreb, Marburg, wo es zwei Rennen gibt, dann Flachau. Da ist alles geblockt und wenn es zu der Zeit nicht läuft, dann ist es eher blöd."

Schild denkt bei dem teils einseitig gestalteten Rennkalender nicht nur an sich und ihre Kolleginnen. "Ich frage mich, ob die vielen Slaloms hintereinander nicht auch den Zuschauern zu viel werden. Ich denke schon, dass man die Planung verbessern könnte, indem man besser durchmischt und so auch den Sportlern mehr Regenerationszeit gönnt." Aber natürlich geht es auch um die Quoten, die rund um die Weihnachtszeit einfach besser sind. "Das ist für uns ja auch wichtig, davon leben wir. Aber man sollte schon auch auf die Sportler schauen. Das Programm ist schon sehr, sehr streng."

Eigene Disziplinen-Wertung für Parallelrennen

City-Events wie zum Beispiel jenen in Oslo findet Schild grundsätzlich "lässig. Gut ist, wenn der Skisport in die Städte kommt." Das Reglement, wonach die Disziplin zum Slalom gehört, einerseits Weltcuppunkte vergeben werden, anderseits aber keine Auswirkungen auf die Startnummern der nächsten Rennen resultieren, findet sie allerdings nicht ideal. "Beim Parallelslalom fährt man einen anderen Schwung, eine andere Technik, also werden zwei verschiedene Sachen in einen Topf geworfen." Würde man noch mehr derartige Bewerbe ins Programm nehmen, könnte man eine eigene Disziplin daraus machen. "Ich glaube, dass es sich in diese Richtung entwickeln wird." Dann allerdings müsste man wohl andere Rennen streichen. "Weil noch mehr können wir wirklich nicht mehr fahren." (Thomas Hirner, 25.10.2017)