Rein pflanzliche Ernährung hat positive und negative Auswirkungen auf die Gesundheit.

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Tofu-Würstchen auf dem Grill, danach Kuchen mit Banane statt Ei: Vegane Ernährung liegt im Trend. Ein wachsender Anteil der Bevölkerung entscheidet sich dafür. Welche gesundheitlichen Vor- und Nachteile dieser Schritt mit sich bringt, ist wissenschaftlich jedoch noch nicht eindeutig geklärt. Einige Studien zeigen, dass eine vegane Ernährung positive Einflüsse auf die Gesundheit haben kann, wie zum Beispiel ein niedriger Cholesterinspiegel und ein geringeres Risiko für Typ-2-Diabetes.

Doch neben nachgewiesenen positiven Einflüssen auf die Gesundheit gibt es auch Risiken. "Insbesondere bei Schwangeren und Kindern, die vollständig auf tierische Lebensmittel verzichten, ist eine Unterversorgung mit Nährstoffen wie Vitamin B12 oder Eisen möglich", sagt der Präsident des deutschen Instituts für Risikobewertung (BfR) Andreas Hensel. Daneben werden auch einige Mineralstoffe, bestimmte Aminosäuren sowie langkettige Omega-3-Fettsäuren als potenziell kritische Nährstoffe beschrieben.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat 2016 auf Grundlage der aktuellen wissenschaftlichen Literatur eine Position zur veganen Ernährung erarbeitet. Dabei kam sie unter anderem zu dem Schluss: "Für Schwangere, Stillende, Säuglinge, Kinder und Jugendliche wird eine vegane Ernährung von der DGE nicht empfohlen."

Beweggründe kennen

Das BfR will nun die Informationen zum Risiko einer veganen Ernährung auch unter die Leute bringen und versucht, geeignete Risikokommunikationsstrategien zu entwickeln. "Damit Informationen über mögliche Risiken bei der Zielgruppe ankommen, ist es essentiell, die Einstellungen zu kennen", sagt Hensel.

Das BfR hat nun Ergebnisse eines Forschungsprojektes veröffentlicht, das sich den individuellen und sozialen Einflussfaktoren, die zur Motivation und Aufrechterhaltung einer veganen Ernährung führen, widmet. Mit Hilfe von Fokusgruppen-Interviews wurden insgesamt 42 Veganer und Veganerinnen zu ihren Einstellungen befragt. Aufgrund der zum Teil sehr ausgeprägten Abweichungen zur Durchschnittsbevölkerung lassen sich verallgemeinernde Aussagen treffen.

Laut Befragung sind Veganer und Veganerinnen überdurchschnittlich gebildet und haben ein fundiertes Ernährungswissen. 40 der 42 Befragten sind sich zum Beispiel bewusst, dass die vegane Ernährung zu einer Mangelversorgung mit Vitamin B12 führen kann. Die meisten gaben daher an, das Vitamin regelmäßig zu supplementieren. Es gibt aber auch Informationsbedarf. Zum Beispiel ist das Wissen zu Eisenquellen in Nahrungsmitteln bruchstückhaft. Das Risikobewusstsein für die besondere Ernährungsweise ist jedoch bei der Mehrheit der Befragten vorhanden. Bei der Informationssuche rund um vegane Ernährung ist das Internet die wichtigste Informationsquelle.

Ethische Gründe

Es ließen sich einheitliche Einstellungsmuster erkennen. So ist die Entscheidung für eine vegane Ernährung in der Regel ethisch begründet. Meist impliziert sie auch den Verzicht auf tierische Produkte in anderen Bereichen, wie beispielsweise der Bekleidung. Für die überwiegende Mehrheit der Befragten ist die Rückkehr zur omnivoren Ernährung, die tierische Produkte zulässt, nicht vorstellbar. Auch eine Schwangerschaft wird meist nicht als Grund dafür angesehen.

Im Rahmen der Befragung wurde deutlich: Wer die vegane Ernährung als gefährlich oder abnormal darstellt, findet wenig Gehör bei der Zielgruppe. Eine effektive Risikokommunikation sollte vielmehr an bestehende Überzeugungen anknüpfen. Dazu gehören konkrete Anleitungen für Veganerinnen und Veganer, die sie mit ihrer Ernährung verbinden können. (red, 18.10.2017)