Die ÖVP gewinnt Stimmen von der FPÖ, die SPÖ von den Grünen und die FPÖ aus dem Lager ehemaliger Team-Stronach- und BZÖ-Wähler. Das geht aus der Sora-Wählerstromanalyse hervor. Aber aus welchen Bevölkerungsgruppen setzen sich die Zugewinne und Verluste zusammen? Wen konnten Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache noch besser als bei der letzten Nationalratswahl ansprechen? Wo haben die Grünen den meisten Rückhalt verloren? Das zeigt ein Vergleich der Wahltagsbefragung mit jener von vor vier Jahren.

  • Am deutlichsten sind die Zugewinne der FPÖ bei den Arbeitern. In dieser Gruppe haben die Freiheitlichen um 26 Prozentpunkte zugelegt. Ein Großteil davon kam von ehemaligen SPÖ-Wählern.
  • Das zweitgrößte Plus hat die SPÖ bei Akademikern erzielt. Im Vergleich zur Nationalratswahl 2013 ist ihr Anteil von 9 auf 31 Prozent gestiegen – 22 Prozentpunkte mehr.
  • Die Kurz-ÖVP hat ihren Wähleranteil bei Maturanten auf 42 Prozent verdoppelt. 2013 hatte die Volkspartei in dieser Wählergruppe noch einen Anteil von 21 Prozent.

Und auf der anderen Seite des Spektrums? Die Grünen haben zwei Drittel ihrer Wähler bei Akademikern verloren. sie rutschten von 30 auf 10 Prozent ab.

FPÖ bei Menschen mit Lehrabschluss stark

Die obigen Erkenntnisse stammen zwar aus Umfragen, die bei kleinen Gruppen große Schwankungsbreiten vorweisen, sie finden sich aber in statistischen Zusammenhängen auf Gemeindeebene wieder. Eine der stärksten Korrelationen, die sich mit soziodemografischen Eckdaten (Alter, Geschlecht, Bildung, Erwerbsstatus) der Gemeinden errechnen lassen, ist jene des FPÖ-Stimmenanteils von Personen mit Lehrabschluss.

Die Liste Pilz, die mit 4,4 Prozent den Einzug ins Parlament auf Anhieb geschafft hat, hat in Gemeinden mit hohem Akademikeranteil starken Rückhalt. Das passt zum Bild, dass die Grünen vor allem bei Akademikern verloren haben. Gemäß Sora-Wählerstromanalyse sind 67.000 Wähler von den Grünen zur Liste Pilz gewandert.

Wenige Ausländer, mehr schwarze und blaue Stimmen

Aus der Analyse von zwanzig demografischen Indikatoren hat DER STANDARD zwischen dem Ausländeranteil einer Gemeinde und dem Stimmenanteil für Schwarz-Blau einen der stärksten statistischen Zusammenhänge gemessen. Dort, wo besonders viele in Drittstaaten geborene Menschen leben, ist der Stimmenanteil für die Volkspartei und die Freiheitlichen am niedrigsten.

Das hängt vor allem damit zusammen, dass die beiden gehandelten Koalitionspartner ihre Wählerschaft vermehrt im ländlichen Raum haben, wo auch der Ausländeranteil tendenziell niedriger ist. Die These, dass ein höherer Ausländeranteil oder eine "Überfremdung" in Stimmen für FPÖ/ÖVP umschlägt, ist nach dieser Rechnung nicht nachweisbar. (Gerald Gartner, 17.10.2017)