Bild nicht mehr verfügbar.

Acrylamid ist in fast allen Pommes enthalten.

Foto: REUTERS/Eric Gaillard

Wien – Die Arbeiterkammer Wien hat anlässlich der in der vergangenen Woche angenommenen EU-Verordnung zu Acrylamid einen Stichprobentest bei Pommes frites in 20 Wiener Betrieben durchgeführt. Das Ergebnis: Der Großteil hält bereits die künftigen Acrylamid-Grenzwerte ein. Nur bei vier Proben wurden Werte über dem Richtwert von 500 Mikrogramm pro Kilo registriert, gab die AK am Dienstag bekannt.

Bei drei dieser vier Proben lag der Wert über dem derzeit noch geltenden Richtwert von 600 Mikrogramm pro Kilo. Eine Probe hatte einen sehr niedrigen Gehalt an Acrylamid (unter 50 Mikrogramm), weitere sieben bis zu 250 Mikrogramm. Bei acht Proben lagen die Werte zwischen 250 und unter 500 Mikrogramm. Werden Richtwerte überschritten, muss der Betrieb seine Herstellungsbedingungen prüfen und mit geeigneten Reduktionsmaßnahmen die Einhaltung wieder sicherstellen.

Österreich stimmte gegen "Pommes-Verordnung"

Die AK hat für den Test im September in 20 Wiener Gasthäusern, Restaurants und Imbissen rund ein Kilogramm Pommes frites eingekauft, die von der Lebensmittelversuchsanstalt Klosterneuburg untersucht wurden. Die Stichproben-Erhebung zeige: Niedrige Acrylamid-Werte seien machbar, wichtig und nötig, so die AK.

Das Ammoniak-Derivat findet sich in Geröstetem, Gebackenem und Frittiertem – somit auch auf den meisten Tellern. Die EU-Verordnung, die 2018 in Kraft treten könnte, ist zwar als "Pommes-Verordnung" bekannt, soll das krebserregende Arcrylamid aber auch in anderen Lebensmitteln wie Chips und Knäckebrot zurückdrängen. Österreich, vertreten durch Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP), stimmte kürzlich gegen die Verordnung.

Vor allem Chips

Schätzungen zufolge nehmen Erwachsene täglich etwa 0,15 Mikrogramm Acrylamid pro Kilogramm Körpergewicht auf, Kinder das Doppelte. "Wer überdurchschnittlich viel von höher belasteten Lebensmitteln wie Pommes frites isst, nimmt ein Vielfaches davon auf", sagt Konsumentenschützer Heinz Schöffl. "Und gerade bei Kindern sind Pommes oder Chips sehr beliebt. Daher ist es wichtig, die Grenzwerte zu reduzieren, so wie es die EU plant."

Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit hat zwischen 2007 und 2015 Lebensmittel in Österreich auf deren Acrylamid-Gehalt überprüft. Die Aufnahme der Substanz bei Erwachsenen (18 bis 64 Jahre) erfolgte demnach zu 27 Prozent durch Chips und zu 15 Prozent durch Pommes frites. Beim größten Anteil an der Gesamtexposition über Lebensmittel folgte Lebkuchen mit 18 Prozent. Bei der Aufnahme im Falle von Kindern (sechs bis neun Jahre) waren Kartoffelchips sogar zu 30 Prozent der Hauptlieferant, Pommes lagen bei 20 Prozent.

Acrylamid ist ein für Tiere nachgewiesener krebserzeugender Stoff, der von der Internationalen Agentur für Krebsforschung der WHO als "wahrscheinlich krebserregend" für den Menschen eingestuft ist. Acrylamid entsteht beim Erhitzen von Lebensmitteln durch die Reaktion von Zucker und Aminosäuren. Soll Acrylamid reduziert werden, kommt der Auswahl der Rohstoffe und Begrenzung der Erhitzungstemperatur bei stärkehältigen Produkten eine große Bedeutung zu (ab 170 bis 180 Grad steigen die Acrylamid-Werte stark an), erläuterte die AK. (APA, 17.10.2017)