Wien ist anders. Oder, wie es Michael Häupl am Wahlabend formulierte: "Hab ich es nicht gesagt? Mein Wien is' ned deppert." Bezogen hat sich der Bürgermeister auf den Sieg seiner SPÖ in der Hauptstadt samt Plus im Wahlergebnis – aber auch darauf, den Vormarsch von ÖVP und FPÖ abgewehrt zu haben. Angesichts der Silberstein-Affäre, dem Festhalten an der Mindestsicherung ohne Kürzungen oder zahlreichen Integrationsdebatten ist das Wahlergebnis ein Zeichen, dass die Sozialdemokratie in Wien funktioniert. Die Mobilisierungsmaschinerie musste dafür voll beansprucht werden.

Häupl sollte sich aber nicht blenden lassen: Die ÖVP, auf Landeswahlebene zuletzt eine Kleinpartei, übersprang mit Sebastian Kurz die 20-Prozent-Marke. Schwarz-Blau würde in Wien gemeinsam bei rund 44 Prozent halten. Nach dem grünen Debakel ist das weit weniger, als Rot und Grün gemeinsam erreichten. Einem möglichen Rechtsruck wurde also nicht zwingend eine klare Absage erteilt.

Sollte Schwarz-Blau kommen, wird der Angriff beider Parteien auf Wien fortgesetzt. Das wurde schon im Wahlkampf quasi in trauter Zweisamkeit so gehandhabt. Die Frage ist, ob die Wiener SPÖ als Gegenmodell gestärkt aus den Attacken hervorgeht – oder etwa bei der Mindestsicherung einknickt. Häupl tritt 2018 zurück. Der Schaden wird groß sein, wenn sich die zerstrittenen beiden Lager der Wiener Partei nicht auf einen Kandidaten einigen können. (David Krutzler, 16.10.2017)