Wien – Wer jeden Tag eine andere Identität annehmen muss, kann nie er selbst sein. Oder doch? Die Science-Fiction verhandelt dieses Motiv des wandelbaren Ichs gerne und deshalb oft in literarischer Form, wie zuletzt David Levithan in seinem fantastischen Roman Everyday, in dem der jugendliche Held jeden Tag in einem anderen Körper aufwacht – mit entsprechenden Konsequenzen.

Da waren es noch sieben: Noomi Rapace hat in "What Happened to Monday?" so viele Rollen wie die Woche Tage.
Foto: Einhorn Film

Das Kino stellt indes lieber die Auswirkungen dieses Tauschhandels der Identitäten aus, wenn es etwa wie in Face/Off dazu einlädt, sich auch als Zuschauer im Körper des Feindes wiederzufinden oder in Being John Malkovich gar im Kopf des Schauspielers.

Deutschsprachiger Trailer.
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In dieser Hinsicht verhandelt What Happened to Monday? eine interessante, weil ungewöhnlich gegenläufige Idee: Sieben Frauen müssen sich als dieselbe ausgeben. Als Siebenlinge geboren, müssen sie sich in diesem dystopischen Zukunftsszenario seither vor der Welt verstecken, weil dieser die Überbevölkerung bereits eine restriktive Ein-Kind-Politik beschert hat. Als Namen tragen sie die sieben Wochentage, von Montag bis Sonntag darf jede das Haus nur an ihrem Namenstag verlassen. Denn es darf nur eine Karen Settman geben.

Einfach unverwechselbar

"She knew the risk", meint Willem Dafoe als kühl und kühn agierender Großvater zum Tod seiner Tochter, die ihm in einem provisorischen Krankenhaus sechs Enkelkinder zu viel hinterlässt. Auch sonst ist Terrence Settman ein gefasster Mann, der die kleinen Mädchen für das Überleben in einer Zukunft drillt, in der sie eigentlich keinen Platz haben.

Englischsprachiger Originaltrailer.
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What Happened to Monday? bezieht seine Spannung im ersten Teil überwiegend aus diesem Hide-and-seek-Szenario, in dem Noomi Rapace jeder der sieben erwachsenen Schwestern – unter Einsatz von Perücken-, Schmink- und Schauspielkunst – ein anderes Gesicht verleiht. Natürlich geht die Unverwechselbarkeit mit eindimensionaler Charakterzeichnung einher, doch gefragt sind hier ohnehin nur Typen. Denn der Lässigen, der Intellektuellen, der Sportlichen usw. wird jeweils eine spezielle Aufgabe und Funktion zufallen, als Monday eines Montags nicht mehr auftaucht.

Ab diesem Zeitpunkt macht sich die Schwesternbande unter der Regie von Actionhandwerker Tommy Wirkola (Hansel und Gretel: Hexenjäger) auf den Weg, um dem politischen System, dem Glenn Close eine eiskalte Maske verleiht, den Kampf anzusagen. Wobei sich bald herausstellt, dass zwar nicht die Summe der Teile für den Erfolg nötig ist, aber immerhin die wirksame Kooperation von Körper (laufen, springen, über Dächer hechten) und Geist (Monitore beobachten, Codes knacken, Fluchtrouten finden).

Die globale Angst vor der Zukunft, die das Mainstreamkino zurzeit über die Maßen beschäftigt, beantwortet What Happended to Monday? derart mit dem individuellen Kampfgeist seiner Heldin. Der Mensch als fraktales Subjekt verlässt sich am Ende eben gerne auf die Einzelne. (Michael Pekler, 13.10.2017)