Warnt vor falscher Sicherheit, wie sie 2006 der ÖVP den Wahlsieg gekostet hat: Schützenhöfer

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Graz – Der steirische ÖVP-Obmann und Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer warnte am Freitag in einem Resümee des Wahlkampfes einerseits vor einer möglichen rot-blauen Koalition, andererseits vor allzu viel Sicherheit bezüglich eines ÖVP-Sieges. "Wer Umfragen traut, wacht ohne Großbritannien oder mit Donald Trump auf. Auch 2006 war der Wahlsieg der ÖVP offenbar schon klar, aber Kanzler wurde dann Alfred Gusenbauer".

Rettung aus dem Tal der Tränen

Schützenhöfer lobte am Freitag in Graz einmal mehr Spitzenkandidat und Bundesparteichef Sebastian Kurz: "Er hat uns aus dem Tal der Tränen geholt, denn vor einigen Monaten war ja die Frage nur Christian Kern oder Heinz Christian Strache, Reinhold Mitterlehner kam gar nicht mehr vor". Schützenhöfer sagte weiters, es sei einer der "unappetitlichsten Wahlkämpfe" gewesen, der jetzt zu Ende gehe. Davon seien alle beschädigt worden, auch die, die ihn nicht ausgelöst hätten. Das werde sich auch auf die Verhandlungen nach der Wahl auswirken. "Wir Steirer haben oft genug gewarnt: Erst muss das Land und dann die Partei kommen", spielte er auf die Reformpartnerschaft mit der SPÖ im Land an.

"Ich rufe dazu auf: Wer Sebastian Kurz will, muss ihn auch wählen", sagte der steirische ÖVP-Obmann, vor einer Woche am Landesparteitag mit 99,5 Prozent wiedergewählt.

Warnung vor Rot-Blau

Er habe einen feinen Riecher: "Im Hintergrund wird bereits Rot-blau vorbereitet, das befindet sich längst im Anmarsch. Wenn es um den Machterhalt geht, reißt die SPÖ alle ideologischen Schranken nieder. Deren Kriterienkatalog macht das ja nun möglich", sagte der ÖVP-Chef. Sein Gefühl sage ihm, dass "die Dinge nun enger werden. Es ist möglich, dass auch Strache Erster wird." Kurz müsse mit einem so großen Abstand Erster werden, dass er mit der Regierungsbildung beauftragt werde. Österreich würde von ihm gut geführt werden.

Die steirischen Spitzenkandidaten der Volkspartei, die Gastronomin Barbara Krenn als Listenerste sowie Abgeordnete Werner Amon und die Listendritte, die TU-Professorin Juliane Bogner-Strauß, gaben sich sehr zuversichtlich. Alle hätten bei ihren Wahlkampfeinsätzen so gut wie ausschließlich positive Rückmeldungen von den Menschen erhalten. Was die Wahlbeteiligung angehe, so zeigten sich Krenn und Bogner-Strauß optimistisch und glauben an eine Zunahme. Amon und Schützenhöfer gaben sich diesbezüglich etwas zurückhaltender. Amon sagte, bis vor vierzehn Tagen hätte er das auch gedacht, aber die Causa Silberstein bringe offenbar manche wieder zum Überlegen, ob sie wählen gehen sollen: "Ich würde nicht auf eine höhere Wahlbeteiligung wetten", meinte Amon. (APA, 13.10.2017)