Wien – Am Donnerstag hat das Wiener Straflandesgericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft auf Untersuchungshaft für jenen Soldaten, der verdächtigt wird, einen 20-jährigen Rekruten Montagabend erschossen zu haben, stattgegeben.

"Es besteht der dringende Mordverdacht", erklärte Gerichtssprecher Thomas Spreitzer auf Anfrage des STANDARD. Daher sei "obligatorisch" Untersuchungshaft verhängt worden. Diese sei bereits rechtswirksam: Der Angeklagte habe im Beisein seines Rechtsvertreters keine Rechtsmittel geltend gemacht. Die Haftfrist des 22-jährigen Salzburgers läuft bis 27. Oktober. Bis dahin bleibt er in der Justizanstalt Josefstadt in Haft.

Der Salzburger soll Montagabend in einem Wachcontainer des Bundesheeres in Wien-Leopoldstadt einen Rekruten mit einem Schuss aus der Dienstwaffe getötet haben. Er selbst gab bei seiner Befragung an, sich nicht an den Vorfall erinnern zu können, er wisse nur noch von den Ereignissen davor und danach. In der Verhandlung wird ein psychiatrischer Gutachter darüber aufklären müssen, welchen Ursprung die Wissenslücken vom Tatzeitpunkt haben.

Obduktion und Gutachten angeordnet

Die Obduktion des 20-jährigen Opfers, eines Wieners, wurde bereits angeordnet. Laut Staatsanwaltschaft dürfte es jedoch einige Wochen dauern, bis das schriftliche Obduktionsgutachten des Gerichtsmediziners vorliegt.

Auch die Tatwaffe wird untersucht. Ein ballistisches Gutachten soll darüber Aufschluss geben, ob das Sturmgewehr 77 sich durch eine Unachtsamkeit des Soldaten entsichert haben kann. Dieser behauptet, eine Patrone sei in den Lauf gekommen, als er die Waffe tagsüber fallen gelassen hatte.

Heeressprecher Michael Bauer kann sich im STANDARD-Gespräch an keinen Vorfall erinnern, bei dem sich die Heereswaffe allein dadurch laden konnte.

Anwalt geht von Unfall aus

Der Anwalt des Soldaten geht hingegen weiter von einem Unfall aus, denn die jungen Männer seien miteinander befreundet gewesen, der Soldat hat seinen eigenen Angaben zufolge den Rekruten wecken wollen, dann sei "der Schuss gefallen". Danach sei schon die Polizei dagewesen. Diese traf allerdings erst eine Stunde nach der tödlichen Schussabgabe in der Leopoldstadt ein. (ook, 12.10.2017)