Googles neue Hardware – von der es zumindest vorerst nichts in Österreich zu kaufen geben wird.

Grafik: Google
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Wer die Vorstellung von Googles aktuellster Hardwareriege mitverfolgt hat, dem wird schnell ein Muster aufgefallen sein. Ob Google Home Mini oder auch Pixel 2 – für keines dieser Geräte gab es konkrete Informationen über die Verfügbarkeit in Österreich. Wer einen Blick in den Google Store wirft, dem bietet sich ein dazu passendes Bild. Aktuell sind hier gerade einmal drei Geräte zum Verkauf gelistet: das mittlerweile zwei Jahre alte Tablet Pixel C sowie die Streaming-Devices Chromecast und Chromecast Audio – selbst das vor einem Jahr präsentierte Chromecast Ultra mit 4K-Support hat es bisher nicht nach Österreich geschafft.

Vorgeschichte

Dabei war das alles schon einmal anders: So manches Smartphone aus der Nexus-Reihe war von Tag eins an auch in Österreich erhältlich, andere folgten zumindest mit einem gewissen Zeitabstand. Was ist also passiert? Offiziell will sich Google nicht zu dem Thema äußern und liefert auf Anfrage des STANDARD lediglich die generische Antwort, dass man immer an der weiteren Verfügbarkeit der eigenen Geräte interessiert sei, derzeit aber nichts anzukündigen habe – was bei der Spurensuche natürlich nicht sonderlich hilfreich ist.

Mühsamer Neuanfang

Hinter vorgehaltener Hand hört man aus Google-Kreisen dann sehr wohl eine Erklärung, und die klingt zunächst paradox: Gerade der Umstand, dass Google mittlerweile eine eigene Hardwareabteilung hat, mit der man auch Geld machen will, führe zu der aktuellen Situation. Während in früheren Jahren oft Hardwarepartner den Vertrieb in den meisten Ländern übernommen haben – im Fall des Nexus 5 war dies etwa LG –, will der Android-Hersteller nun alles selbst im Griff haben. Und ebendieser Infrastrukturaufbau scheint nicht so zu laufen, wie man sich das vorgestellt hat. Anders lässt sich nicht erklären, warum das Pixel 2 zum Start gerade einmal in einem Land mehr als die erste Generation des Smartphones verfügbar sein wird. Natürlich könnte das Unternehmen auch ohne großen Zusatzaufwand viele der eigenen Geräte über den Google Store nach Österreich und in andere Länder vertreiben, zumindest derzeit will man dies mit dem Fokus auf den Aufbau lokaler Partnerschaften aber offenbar nicht.

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Der Google-Spin

Google-Hardwarechef Rick Osterloh bringt selbst noch einen anderen Faktor ins Spiel: Zumindest bei den Pixel-Smartphones ziele man derzeit noch gar nicht auf riesige Absatzzahlen, vielmehr gehe es zunächst darum, gute Werte bei der Nutzerzufriedenheit zu erreichen und Erfahrungen zu sammeln. Freilich klingt das alles verdächtig nach einem Spin, mit dem man recht augenscheinliche Probleme beschönigen will. So war etwa das erste Pixel von Anfang an durch eklatante Lieferprobleme gekennzeichnet, Google hatte dem Vernehmen nach Schwierigkeiten, genügend Geräte zu produzieren, um die durch einen Verizon-Deal befeuerte Nachfrage in den USA abzudecken. Ob dies bei der zweiten Pixel-Generation besser wird, muss sich zwar erst zeigen, dass die Verfügbarkeit wieder nur auf wenige Länder begrenzt ist, verheißt in dieser Hinsicht aber nichts Gutes.

Google-Assistant-Anpassungen

Etwas anders sieht die Situation jenseits der Smartphone-Welt aus: Bei den smarten Lautsprechern Google Home und Google Home Mini gibt es nämlich sehr wohl relevante Gründe dafür, dass diese in Österreich bisher nicht erhältlich sind, wie die damit betrauten Entwickler vor einigen Monaten gegenüber dem STANDARD erläuterten. Der eigene Sprachassistent müsse für jedes Land einzeln angepasst werden, um passende Ergebnisse unter Einbezug lokaler Besonderheiten zu liefern. Die Sprache sei hier nur eine Hürde, es gebe viele kleine – aber sehr relevante – Unterschiede zwischen einzelnen Ländern, was erklärt, warum Google Home vorerst nur in Deutschland, nicht aber in Österreich oder der Schweiz erhältlich ist. Dem steht natürlich die Realität gegenüber, dass es Amazon geschafft hat, seinen Echo parallel in mehreren deutschsprachigen Ländern verfügbar zu machen.

US-zentriert

Bei anderen Geräten scheint Google ohnehin nicht an einer globalen Verfügbarkeit interessiert zu sein. Das Pixelbook wird also wohl auch auf längere Sicht den USA und wenigen anderen Ländern vorbehalten bleiben, in denen Chrome OS als Betriebssystem bisher eine größere Rolle spielt als in Kontinentaleuropa. Andere neue Geräte wie die Kamera Google Clips scheinen ohnehin mehr ein Experiment als wirklich ein reales Produkt zu sein.

Realitätscheck

Der breiten Masse an Nutzern dürften all diese Erklärungen freilich herzlich egal sein. Aus deren Perspektive wirkt der Status quo schlicht chaotisch und wirft so ein schlechtes Licht auf die Fähigkeiten Googles – und so auch auf dessen Geräte. Und genau hier liegt auch ein Risiko, das man bei dem Unternehmen offenbar unterschätzt, nämlich dass all dies dem Ruf des Unternehmens als Hardwarehersteller nachhaltig schaden könnte. Und zwar durchaus zu Recht: Einem Konzern mit den Ressourcen von Google muss es einfach möglich sein, die nötige Infrastruktur für das Hardwaregeschäft rascher aufzubauen. (Andreas Proschofsky, 17.10.2017)