Bei regelmäßigen Arbeitstreffen der Jungen Akademie klären wir das Basisgeschäft. Inspirierend ist auch der Austausch über traditionelle Fachgrenzen hinaus.

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Die Mitglieder gestalten ein ganz kleines bisschen die Zukunft der österreichischen Wissenschafts- und Forschungslandschaft mit.

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Die Science Days bringen alle Mitglieder zusammen. Sie sind das Herzstück der Jungen Akademie.

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Heimische Forschung von Atomphysik, Biologie und Chemie über Literaturwissenschaft bis Zellbiologie auf höchstem Niveau – das alles bietet die Junge Akademie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Seit 2008 versammelt sie Nachwuchswissenschafterinnen und -wissenschafter, die bedeutende nationale oder internationale Preise (vor allem Start-Projekte und ERC-Grants) erwerben konnten. Die Junge Akademie kann bis zu 70 Mitglieder umfassen und ist bewusst fächerübergreifend ausgerichtet. Darüber hinaus ist durch eine Beschränkung der Mitgliedschaft auf acht Jahre und jährliche Zuwahl neuer Mitglieder ein dynamischer Faktor immanent.

Inspirierendes Umfeld ohne Fächerbarrieren

Die Mitgliedschaft in der Jungen Akademie ist für mich viel mehr als nur eine Auszeichnung und Anerkennung – sie bietet eine Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten, kann den fachlichen, aber auch persönlichen Horizont erweitern. Als Archäologin ist es zwar nichts ganz Neues, mit Naturwissenschaftern zu kommunizieren, interdisziplinär zu denken und zu forschen – aber nirgendwo, an keiner Universität, in keinem Verbundprojekt, in keinem Gremium trifft man auf eine derartig geballte Ladung motivierter Wissenschafterinnen und Wissenschafter der jüngeren Generation aus unterschiedlichsten Disziplinen.

Hinsichtlich Persönlichkeit, Temperament, Herkunft und Ausbildung sind wir naturgemäß ein wirklich heterogener Haufen. Doch gemeinsam ist uns zum einen das akademische Alter – in der Regel drei bis zehn Jahre nach dem Doktorat – und zum anderen die Leidenschaft für das jeweilige Fach. Mitglieder der Jungen Akademie brennen in der Regel für ihre Disziplin, für ihre Projekte, für ihre Experimente, Arbeitsgruppe und Studierende – dies ist ein stark verbindender Nenner, der ein inspirierendes Umfeld schafft, das ich auf keinen Fall missen möchte. Gute Ideen, eine stete Neugier und ein gesundes Maß an Skepsis sorgen dafür, dass unsere Treffen zwar nicht immer reibungslos, aber immer produktiv ablaufen.

Einsatz für beste Forschungsbedingungen

Die Junge Akademie setzt sich für bestmöglichste Arbeits- und Forschungsbedingungen ein, die Karriereverläufe auf internationalem Niveau erlauben. Frauenförderung, Gender-Mainstreaming und Diversitätsmanagement sehen wir als essenzielle Anker im Wissenschaftssystem an, wobei allerdings aktuell noch viel Luft nach oben ist. Aufgrund unserer eigenen Ausrichtung bemühen wir uns auch um die Förderung interdisziplinärer Forschung und die Identifizierung innovativer Forschungsfelder. Unsere Basisarbeit erfolgt in regelmäßigen Jour fixes, die wir meist mit einem gemeinsamen Mittagessen einläuten – und wenn möglich mit passenden Getränken ausklingen lassen. Je nach Vorschlägen der Mitglieder veranstalten wir thematische Workshops und andere, meist interdisziplinär angelegte Veranstaltungen.

Um neue Mitglieder und deren Forschungsgebiet besser kennenzulernen, wurden Aktionstage mit Kurzvorträgen und Diskussionen ins Leben gerufen. Diese sogenannten Science Days verstehen wir mittlerweile als Herzstück der Jungen Akademie – seit 2012 wurden sie bisher dreimal (2012, 2014 und 2017) veranstaltet, ein nächster ist für 2018 geplant. Die Sprache ist dabei Englisch, um allen unserer Mitglieder ausreichend Möglichkeit zum Austausch zu geben. Es ist wirklich verblüffend, wie viel man als völlig Fachfremde von Zehn-Minuten-Vorträgen über Statistik, Computersimulation, Mikrobiologie oder Neurowissenschaften mitnehmen kann – auch für die eigene Forschung.

All die Treffen und Veranstaltungen eignen sich natürlich hervorragend zum Gedankenaustausch, aber auch zum Netzwerken – in der Jungen Akademie lernt man eben oft Personen kennen, denen man im "normalen" Leben an der eigenen Forschungsstätte wohl nie über den Weg laufen würde. Neben Freundschaften entstehen hier nicht selten gemeinsame Projektideen und Kooperationen.

Die Junge Akademie und ihre Mitglieder gestalten ein ganz kleines bisschen die Zukunft der österreichischen Wissenschafts- und Forschungslandschaft mit – viele von uns, besonders die älteren Semester, haben schon jetzt akademische Positionen, leiten Institute, sind Dekane oder Studiendekane, werden ins FWF-Kuratorium gewählt – alles wohl kaum ein Zufall, sondern natürlich qualifikationsbedingt, aber auch aufgrund des so stark spürbaren Elans; dieses kompakte und doch vielschichtige "Brennen" für die Wissenschaft von A bis Z bietet sich an, auch über die gängigen Forschungskreise hinweg kommuniziert zu werden.

Feedback ist unendlich viel wert

Im heurigen Jahr des Science-March hat sich die Junge Akademie verstärkt Gedanken über Wissenschaftskommunikation und eine Steigerung der Sichtbarkeit von Wissenschaft gemacht. Denn gerade Veranstaltungen im Umfeld des Science-March haben gezeigt, dass es nicht darum geht, innerhalb der Wissenschafter-Community aufzuzeigen, sondern generell eine höhere Akzeptanz für Wissenschaft und Forschung in der Bevölkerung zu gewinnen. Gewinnen impliziert dabei auch, dass man etwas dafür tun muss – also aktiv auf Menschen zugehen muss, die nicht sowieso Newsletter von Förderinstitutionen abonnieren, regelmäßig die Wissenschaftsseiten in Tageszeitungen lesen oder andere Angebote wahrnehmen. Nun – das passende Format hierfür schien schnell mit einem Blog gefunden zu sein.

Doch warum also noch ein Forschungsblog? Um Blogs kommt man mittlerweile einfach nicht mehr herum – vor allem englischsprachige Zeitungen wie "The Guardian" bieten ähnlich wie der STANDARD qualitätsvolle Wissenschaftsblogs von Forscherinnen und Forschern an, die sich hoher Beliebtheit und einer großen Verbreitung erfreuen. Ich selbst blogge seit 2012 auf Englisch für mein archäologisches ERC-Projekt – und das Feedback, das ich dafür bekomme, ist unendlich viel wert. Natürlich bloggt es sich nicht von allein, natürlich muss man hier Zeit investieren, die man auch anders nützen könnte. Etwa noch einen Artikel schreiben, einen Antrag vorbereiten oder vielleicht doch mal ein freies Wochenende nehmen, einen Abend mit der Familie verbringen, einen entspannten 25-Kilometer-Lauf machen oder einfach mal früh ins Bett gehen. Meine persönliche Erfahrung sagt mir aber, es lohnt sich ganz massiv. Der Dank und die teilweise sehr persönlichen Kommentare, vor allem von Nichtfachleuten und in meinem Fall von Sudanesen und Ägyptern, in deren Ländern ich das Glück habe, forschen zu dürfen, sind irgendwie quasi die perfekte Schaumkrone auf einem Krügerl ‒ sie machen etwas sowieso schon Gutes noch runder. Ein Blog kann zudem tagesaktuell sein, kann spontane Ideen widerspiegeln und muss nicht immer streng akademisch sein.

Zuletzt war auch die Erfolgsgeschichte des von Michaela Binders gegründeten Archäologieblogs der Auslöser, um einen neuen, interdisziplinären Forschungsblog ins Leben zu rufen. 14-täglich werden hier also künftig Mitglieder der Jungen Akademie zu Themen bloggen, die sie aktuell in Forschung und Lehre beschäftigen, um zum einen komplexe Themen allgemeinverständlich zu vermitteln und zum anderen jungen Wissenschafterinnen und Wissenschaftern eine persönliche Stimme zu geben, aber auch auf aktuelle Diskussionen und Probleme in der heimischen Wissenschaftslandschaft hinzuweisen. So wird sich der nächste Blogbeitrag mit dem sehr wichtigen Thema Chancengleichheit in der Wissenschaft beschäftigen. Ab November folgen dann thematische Beiträge der einzelnen Mitglieder – natürlich von A bis Z, wie versprochen, wobei die diesjährigen Beiträge bis Weihnachten aus dem Bereich der Archäologie, Elektrochemie, Philosophie und Walddynamik kommen werden. 2018 geht's dann bis Z weiter. (Julia Budka, 11.10.2017)