Bangkok – Wegen öffentlich geäußerter Zweifel, ob eine legendäre Schlacht im 16. Jahrhundert tatsächlich stattgefunden hat, muss ein 85 Jahre alter Soziologe und Menschenrechtsaktivist in Thailand mit einem Prozess rechnen: Sulak Sivaraksa musste sich am Montag vor einem Militärgericht in Bangkok wegen Beleidigung des Königshauses verantworten.

Im Dezember soll nun entschieden werden, ob es tatsächlich zu einem Prozess kommt. In Thailand ist die Königsfamilie durch ein Gesetz, das unter der Militärregierung auch rigoros angewendet wird, vor Majestätsbeleidigung geschützt. Bisher kam es jedoch nur selten vor, dass sich Gerichte auch mit Geschehnissen vor vielen Jahrhunderten beschäftigen. Sulak Sivaraksa sagte der Deutschen Presse-Agentur dpa: "Das hat alles überhaupt keinen Sinn. Das Gesetz beschützt nur den gegenwärtigen König – keinen, der seit 500 Jahren tot ist."

15 Jahre Haft möglich

Konkret hatte er in Zweifel gezogen, dass es eine Schlacht zwischen Truppen der Königshäuser aus Siam (heute: Thailand) und Burma (heute: Myanmar) im Jahr 1592 tatsächlich gegeben hat. Die sogenannte Elefantenschlacht gilt als einer der wichtigen Momente der Geschichtsschreibung Thailands.

Damals soll der Thaikönig Naresuan der Große den burmesischen Kronprinzen Mingyi Swa im direkten Duell auf dem Rücken ihrer Kriegselefanten besiegt haben. In Thailand gibt es darüber viele Filme und TV-Serien. In Myanmar wird das Duell dagegen nicht einmal erwähnt.

Auf Majestätsbeleidigung stehen in Thailand bis zu 15 Jahre Haft. Sulak Sivaraksa, der Gastprofessuren an der University of California in Berkeley, der University of Hawaii und der Cornell University innehatte und 1995 den "alternativen Nobelpreis" Right Livelihood Award erhielt, gilt als einer der bekanntesten Gegner des Gesetzes. Er saß wegen Verstößen auch schon in Haft. (APA, 9.10.2017)