Das Bild, das der ÖFB abgibt, ist ein tristes, passt perfekt zum Land. Das Glück der obersten Fußballer ist der von den eigenen Abgründen ablenkende Nationalratswahlkampf. Präsident Leo Windtner ist nur mehr Sprecher des Präsidiums, er verkündet Entscheidungen, die ihm zuwider sind, sagt aber, man stehe geschlossen dahinter. Er lässt sich von den neun Landesverbandspräsidenten, deren Bekanntheitsgrad circa so groß ist wie jener der Stadt Leoben in China, vorführen. Er war sogar bereit, den prinzipiell erfolgreichen Sportdirektor Willi Ruttensteiner zu opfern. Die beiden galten als Vertraute. Wie die Politik hemmt der Föderalismus auch den Fußball.

Natürlich geht es im Fußball um Breite, Kinder sollen kicken, nicht nur das Handy quälen. Die neun ehrenamtlichen Landesfürsten mögen ruhig Nachwuchsturniere und Fußballplätze eröffnen, Vereinsjubiläen beehren, ihre Seilschaften pflegen. Aber bitte in den Unterligen. Dass sie entscheiden, wer an der Spitze das Sagen hat, Teamchef und Sportdirektor bestellen, ist fragwürdig bis fahrlässig.

Der Profibereich ist aufgrund des Erlasses des Finanzministeriums ausgegliedert. Das Umfeld blieb amateurhaft, die Kommunikation ist ein Desaster. Man hat sich diesbezüglich an den Beratern der SPÖ orientiert. Wie und zu welchem Zeitpunkt die Trennung von Teamchef Marcel Koller verlautbart wurde, war an Tollpatschigkeit nicht zu überbieten. Spätestens nach dem 3:2 gegen Serbien ist sie als Eigentor zu werten. Warum wurde nicht das Ende der Quali abgewartet? Wenn schon Eile, dann hätte gleich nach dem 1:1 Anfang September gegen Georgien gehandelt werden müssen. Auszahlen hätten sie Koller so und so müssen. Die dem Schweizer gewogenen Teamspieler bekamen jedenfalls Gelegenheit, über den Verband herzuziehen, Marc Janko und Co sprachen von einem "beschämenden" Stil. Windtner erteilte keinen Maulkorberlass, der für die Funktionäre aber durchaus angebracht gewesen wäre.

Peter Schöttel ist Ruttensteiners Nachfolger. Ein integrer Mann, er ist nicht blank. Dass er dem Präsidium aus Zeitgründen "kein detailliertes Konzept" vorgelegt hat, ist der nächste Spaß. Aber darum geht es nicht. Ruttensteiner, dem Kommunikationsdefizite vorgeworfen wurden, musste weg, damit Windtner bleiben kann. Er selbst weiß das, was die Sache maximal verschlimmbessert. Die Rücktrittkultur ist ein Hund. Schöttel begibt sich auf Teamchefsuche, es wird auf eine österreichische Lösung rauslaufen, Andreas Herzog ist ein heißer Tipp.

Die eine Wahl ist am 15. Oktober geschlagen, die andere ein bisserl später. Danach wird weitergewurstelt. "Gewinnt das Nationalteam, ist alles in Ordnung", sagt Philosoph Marko Arnautovic. Womit der Fußball einen Vorteil gegenüber der Politik hat. Das beruhigt den ÖFB. (Christian Hackl, 8.10.2017)