Berlin – Unabhängig vom Ausgang der Landtagswahl in Niedersachsen will SPD-Chef Martin Schulz erneut für das Amt des Parteivorsitzenden antreten. "Ich werde beim Parteitag im Dezember wieder für den Parteivorsitz kandidieren", sagte Schulz der "Bild am Sonntag". Dies habe er "weder an irgendwelche Bedingungen noch an die Ergebnisse von Landtagswahlen geknüpft".

"Ich bin fest davon überzeugt, dass ich das Vertrauen in die SPD zurückgewinnen kann, wenn die Leute sagen: Das ist ein ehrlicher Mann. Der hat eine Idee für die Zukunft des Landes. Und für seine Partei", sagte Schulz.

Schulz sagte, sein Zukunftsplan für die Partei gehe mit einer Vertiefung der Europäischen Union einher. "Europa muss sich weit über das Maß, was derzeit diskutiert wird, vereinigen", sagte Schulz. Für ihn sei die SPD "die Europapartei". Er selbst stehe mit seiner politischen Biografie "für das vermeintlich Kleine einerseits und das große Europa andererseits".

Der SPD-Chef schloss in dem Interview auch eine Große Koalition selbst für den Fall eines Scheiterns der Jamaika-Verhandlungen aus. "Unsere Rolle ist die Opposition. Dabei wird es bleiben", sagte Schulz. "Die GroKo ist abgewählt worden. CDU, CSU und SPD haben zusammen 14 Prozentpunkte verloren."

Vor dem Gipfel von CDU und CSU am Sonntag griff der SPD-Chef die Union scharf an. Der Streit zwischen den Schwesterparteien sei "ein Ding aus dem Tollhaus", so Schulz. "CDU und CSU treten als Fraktionsgemeinschaft im Bundestag auf, sind aber in Wirklichkeit verfeindete Parteien. Dass so etwas in Deutschland möglich ist, macht mich fassungslos."

Trotzdem zeigte sich Schulz davon überzeugt, dass eine Jamaika-Koalition gebildet werde: "CDU und Grüne haben im gesamten Wahlkampf ihren Wunsch nach Schwarz-Grün zu erkennen gegeben. Die FDP sieht sich zumindest auf Bundesebene als der natürliche Partner der Union." (APA, 8.10.2017)