Strom tanken kann man bequem in der eigenen Garage. Wenn man eine hat. Im städtischen Raum ist meist die Ladestation Anlaufstelle.

Foto: APA/Fohringer

Strom tanken sollen Verkehrsteilnehmer in Wien künftig an deutlich mehr Ladepunkten können.

Foto: Wien Energie

Wien – Die Zahl der verfügbaren E-Autos steigt, die Reichweiten werden realistischer, und der Ausbau der Infrastruktur in Form von Ladestationen kommt in die Gänge. Anlass für die Stadt Wien, in Sachen E-Mobilität Gas zu geben, erklärt Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) am Donnerstag.

Zumindest ein bisschen, denn die Wiener Grünen gelten mit ihrer Abneigung gegen die Förderung von Autos in jedweder Form gemeinhin als Bremser. So weicht die auf E-Ladestationen spezialisierte Verbund-Tochter Smatrics angesichts des Umstands, dass Ladestationen auf öffentlichen Grund nicht genehmigt werden, auf Parkplätze von Handelsketten wie Merkur oder McDonald's aus.

1.000 neue Stationen

"Genau zur richtigen Zeit" lud Vassilakou nun also mit Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) zur feierlichen Inbetriebnahme eines Bausteins in der städtischen E-Mobilitätsstrategie. Im Alsergrund wurde die erste der bis 2020 geplanten 1.000 neuen Ladesäulen eröffnet – auf öffentlichem Grund. Den Zuschlag für Errichtung und Betrieb bekam die Wien Energie im Zuge einer Ausschreibung. Die Kosten für den Ausbau beziffert Wien-Energie-Chef Michael Strebl mit rund 15 Millionen Euro.

Der Auswahl der künftigen Standorte sollen laut Vassilakou verschiedene Kriterien zugrunde gelegt werden – etwa Umsteigemöglichkeiten auf Öffis, Einkaufsgelegenheiten und Wirtschaftlichkeit. Im ersten Schritt werden bis 2018 in jedem Bezirk fünf Säulen errichtet. Zusätzlich zu jenen rund 500 der Wien Energie, die es bereits gibt – großteils in Tiefgaragen. Konkurrent Smatrics findet dies, trotz des Umstands, dass er bei öffentlichen Plätzen weiter außen vor bleibt, gut. "Alles, was E-Mobilität fördert, ist positiv", sagt Sprecherin Birgit Wildburger dem STANDARD. Man habe sich die Ausschreibung angesehen, aber das Projekt passe nicht zur Unternehmensstrategie, etwa den Ausbau der Schnellladepunkte mit einer Leistung von 50 Kilowatt (kW). Jene der Wien Energie gehören mit elf kW zu den langsameren. Parken wird dort während der Ladezeit gratis sein – für höchstens drei Stunden. Ist der fahrbare Untersatz "voll", bekommt der Nutzer eine SMS.

Leistung und Ladezeit

Abgerechnet wird in einer Mischung aus Leistung und Ladezeit, sagt Harald Bekehrti, Mobilitätskoordinator der Stadt. Ansteckdauer und Laden werden also getrennt verrechnet, wobei pro konsumierte Kilowattstunde 20 Cent anfallen. Für eine Stunde "Tanken" eines Durchschnittsmodells, etwa einen Renault Zoe, würden damit rund 2,20 Euro fällig, rechnet Bekehrti vor. Einen Tesla S mit seiner sehr leistungsfähigen Batterie bekomme man zwar nicht "voll", allerdings könne ein Tesla-Fahrer nach Ladung, die auf rund elf Euro käme, rund 150 Kilometer weit kommen.

Was Goodies wie die Öffnung der Busspur oder Gratisparken für E-Autos betrifft, bleibt es bei einem strikten Nein, sagt Vassilakou zum STANDARD. Gratisparken sei vor einigen Jahren in der Kommission zur Entwicklung der Parkraumbewirtschaftung für Wien abgelehnt worden, erinnert sie. Schließlich nehme ein E-Auto genauso viel Platz weg wie ein traditionelles Fahrzeug.

Worüber sich reden ließe, wären vergünstigte Parkpickerln. Schnell damit zu rechnen sei damit allerdings nicht. "Rechtlich ist das derzeit gar nicht möglich. "Das müssten wir mit dem Koalitionspartner verhandeln und mit jedem Bezirk einzeln", sagt die Verkehrsstadträtin. Außerdem sei zu überlegen, wie lange etwaige Vergünstigungen gelten sollten.

Grundsätzlich sollten in Wien nach Vassilakous Ansicht 2050 keine Fahrzeuge mit fossilem Antrieb mehr fahren, ab 2035 keine neuen mehr zugelassen werden. "Ich würde mir wünschen, dass wir da Vorreiter wären und nicht zu den letzten Schweißfüßigen zählen." (Regina Bruckner, 5.10.2017)