Der US-Farmer John Barton und Terry McCall, die Witwe eines an einem Non-Hodgkin-Lymphom erkrankten und mittlerweile verstorbenen US-Farmers, haben den Konzern Monsanto verklagt.

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Brüssel – Im Streit um die Verlängerung der Zulassung des umstrittenen Pestizids Glyphosat in der EU haben amerikanische Krebspatienten am Mittwoch in Brüssel die Europäer vor dem US-Konzern Monsanto und seinem Unkrautvernichtungsmittels "Roundup", das Glyphosat enthält, gewarnt. Ihre Anwälte erklärten, sie hätten sich vergeblich um ein Gespräch mit der EU-Kommission bemüht.

Der US-Farmer John Barton berichtete, er sei an einem Non-Hodgkin-Lymphom erkrankt, nachdem er "Roundup" mehr als 30 Jahre lang verwendet habe. Die Krebserkrankung führt er auf das Monsanto-Produkt zurück. "Ich habe niemals in meinem Leben geraucht oder getrunken, ich habe immer gesund gelebt."

Auch Terry McCall, die Witwe eines an einem Non-Hodgkin-Lymphom erkrankten und mittlerweile verstorbenen US-Farmers, führte die Krebserkrankung auf das Unkrautvernichtungsmittel von Monsanto zurück. "Wenn er Roundup nicht benutzt hätte, wäre er noch hier." Auch ihr Mann sei kein Raucher oder Trinker gewesen und habe stets gesund gelebt. Sowohl Barton als auch McCall haben in den USA Monsanto verklagt, der Prozess läuft noch.

Spitze "eines gigantischen Eisbergs"

Ihre Anwälte, Brent Wisner und Michael Baum, beschuldigten Monsanto anhand interner Dokumente, der sogenannten Monsanto-Papiere, über den Zusammenhang zwischen Krebs und ihres Produkts gewusst zu haben. Zudem seien die wissenschaftlichen Forschungsergebnisse gezielt manipuliert worden. Was anhand der Dokumente bisher bekannt wurde, sei nur die Spitze "eines gigantischen Eisbergs".

Die Europäische Kommission habe ein Treffen unter Verweis auf das in den USA laufende Gerichtsverfahren verweigert, sagte Wisner. Auch mit Vertretern der EU-Lebensmittelsicherheitsagentur EFSA würden sich die Anwälte gerne treffen, um ihre Informationen bereitzustellen, doch habe ein solcher Austausch bisher noch nicht stattgefunden.

Kritik an EU-Agenturen

Wisner erklärte, die US-Kläger gegen Monsanto wollen in dem Brief das Europäische Parlament auffordern, eine Untersuchung einzuleiten, vor allem über die manipulativen Praktiken von Monsanto. Das Europaparlament hat Lobbyisten des US-Konzerns Monsanto kürzlich wegen der Weigerung des Konzerns, zu einer Anhörung im Parlament zu erscheinen, die Zugangsausweise entzogen.

Die EFSA hat sich für eine Verlängerung der Zulassung von Glyphosat ausgesprochen – dem will die EU-Kommission demnächst folgen. Es gebe keinen Grund, den Stoff als krebserregend einzustufen. Zu dieser Auffassung gelangte auch die Europäische Chemikalienagentur (ECHA). Die Zulassung des Mittels in der EU läuft Ende des Jahres aus. Kritiker beschuldigen die EU-Agenturen, unabhängige Studien missachtet zu haben. (APA, 4.10.2017)