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Gauland und Petry beim AfD-Parteitag in Köln

Foto: AP/Martin Meissner

Berlin – Auch zwei Tage vor der deutschen Bundestagswahl wird der Streit an der Spitze der rechtspopulistischen AfD öffentlich ausgetragen. Spitzenkandidat Alexander Gauland wies die Kritik von Parteichefin Frauke Petry scharf zurück. "Ich habe das Interview gelesen und halte das sozusagen für eine hysterische Auslassung im letzten Wahlkampfaufgalopp, aber nicht sehr zielführend", sagte Gauland am Freitag.

Petry hatte in der "Leipziger Volkszeitung" gewarnt, mit den jüngsten Schlagzeilen würden bürgerliche Wähler verschreckt. Sie verstehe, wenn Wähler von den Äußerungen Gaulands oder von den Berichten über Co-Spitzenkandidatin Alice Weidel verschreckt würden, so die Parteichefin.

"Stolz auf Soldaten"

Gauland hatte Empörung ausgelöst mit seiner Forderung, "stolz zu sein auf Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen". Weidel wiederum dementierte nicht eindeutig eine ihr zugeschriebene E-Mail mit fremdenfeindlich Attacken. Petry irre sich, sagte Gauland am Freitag Reuters TV. "Wenn unsere Werte nach oben gehen, können wir ja nicht gerade Wähler verlieren."

Er stehe bereit, zusammen mit Weidel die AfD-Fraktion im deutschen Bundestag zu führen, sagte Gauland weiter. Die Fraktionsspitze werde voraussichtlich bei der ersten Sitzung der neuen Fraktion kommenden Dienstag gewählt. Die weiteren Posten, etwa Ausschuss-Vorsitzende, sollten erst später bestimmt werden.

Grünen-Vergleich

Gauland wiegelte die Gefahr von Zerreißproben in der künftigen Fraktion durch innerparteiliche Streitigkeiten ab. "Wir sind als Partei ein gähriger Haufen." Dies sei auch in der Anfangsphase der Grünen so gewesen. "Ich nehme das nicht zu tragisch, das renkt sich ein." Ziel sei es, langfristig oder mittelfristig Regierungsverantwortung zu übernehmen. Die AfD solle dies aber nur tun, wenn sie mit einem Regierungspartner "auf Augenhöhe" sei. Als kleinerer Partner drohe die AfD zerrieben zu werden, so wie es der FDP im Bündnis mit der Union gegangen sei.

Nach einer am Freitag veröffentlichten Forsa-Befragung im Auftrag des Magazins "Stern" und des Fernsehsenders RTL verbessert sich die Partei um 2 Prozentpunkte auf 11 Prozent. Eine Insa-Umfrage für "Bild" sieht die AfD sogar bei 13 Prozent, was bei diesem Institut ebenfalls einen Zuwachs um 2 Punkte bedeutet. (APA, Reuters, 22.9.2017)