Bei der neuen Methode wird der Hirnoberfläche kein Strom zugeführt.

Foto: Med Uni Graz

Die vollständige Entfernung von Gehirntumoren und epileptischen Arealen in der Gehirnchirurgie ist oft durch ein funktionelles Hirngewebe eingeschränkt, welches für die wichtigen Funktionen wie Sprechen, Hören oder Bewegungen verantwortlich ist. An der Med Uni Graz wird nun ein neues Verfahren zur Darstellung von Gehirnarealen eingesetzt.

Bislang gibt es verschiedene Verfahren funktionelles Gehirngewebe darzustellen, wobei die direkte Stimulation an der Hirnoberfläche seit Jahrzehnten der Standard ist. Die Voraussetzung dieser direkten Stimulation ist jedoch der wache Zustand des Patienten während der Operation und sein geistiger Zustand mit vollständiger Kooperation während der Testung. Neben diesen grundsätzlichen Voraussetzungen sind der zeitliche Aufwand und das potentiell mögliche Auftreten von epileptischen Anfällen eine Belastung für den Patienten.

Ein ehemaliger Absolvent der Technischen Universität Graz, Gerwin Schalk, hat in Albany, im Bundesstaat New York, in den letzten zehn Jahren ein neuartiges Verfahren für die Darstellung solcher funktioneller Hirnareale entwickelt. Gerwin Schalk ist ab Oktober Gastprofessor an der Medizinischen Universität Graz.

Physiologische Hirnstromanalyse

Das von ihm entwickelte Verfahren benötigt keine elektrische Stimulation, sondern basiert rein auf einer physiologischen Hirnstromanalyse, die durch Auflegen von Elektroden an der Hirnoberfläche basiert. Im speziellen handelt es sich um die Darstellung von sogenannten Gamma-Wellen, die sich in ihrer Amplitude bei Aktivierung spezieller Hirnareale verändern. Ein dafür speziell entwickeltes Computerprogramm filtert diese, für das freie Auge nicht sichtbaren, Gamma-Wellen und stellt die Veränderung der Amplituden graphisch dar. Ein Vorteil dieser Methode ist die rasche Identifikation der funktionellen Hirnareale in wenigen Minuten anstelle stundenlanger Untersuchung, die bei der elektrischen Stimulation erforderlich ist.

Dies bedeutet für die Patienten einen wesentlich besseren Komfort und insgesamt eine kürzere Operationsdauer. Ein weiterer Vorteil dieser Methode ist, dass lediglich Hirnströme abgeleitet werden und keine Stimulation, das heißt kein Strom der Hirnoberfläche zugeführt wird, sodass eine zusätzlich mögliche Belastung in Form von epileptischen Anfällen praktisch nicht vorkommt. (red, 23.9.2017)