Dominic Thiem: "Ich brauche das Rampenlicht nicht, überhaupt nicht. Am wohlsten fühle ich mich im ganz normalen Leben".

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Wien – Für Dominic Thiem geht sein Tennisjahr am Wochenende beim Laver Cup in Prag weiter. Schon vor dem Davis-Cup in Wels, wo er zwei Punkte zum 4:1-Sieg beisteuerte, hatten der Weltranglisten-Siebente und Coach Günter Bresnik eingehend die US Open und die Niederlage gegen Juan Martin del Potro analysiert. Gelesen hat Thiem auch einen diesbezüglichen Bericht im Männermagazin "GQ".

Dieses hatte sich unter dem provokanten Titel "Dominic Thiem ist die Zukunft des Tennis – Also warum interessiert sich dann niemand für ihn?" über mangelndes Interesse an Österreichs Star gewundert. In der Tat waren im großen Interviewraum 1 bei den US Open nur wenige Journalisten zu Thiems Pressekonferenz gekommen, bei mehreren dieser Konferenzen stellte immer die gleiche Kamerafrau die einzigen englischen Fragen, und im Match gegen del Potro waren Thiem-Fans trotz dessen spektakulären Spiels Mangelware.

Natürlich ist Thiem begehrtes Selfie- und Autogrammwunsch-Objekt, und vielleicht ist es, gerade bei den Grand Slams, auch der ganz große Titel, der ihm fehlt, um die Popularität zu steigern. "Ja, ich habe es gelesen", sagt Thiem. Dass er sich von internationalen Medien oder Fans nicht ganz so anerkannt fühlt, wie es ihm gebührt, bestätigt Thiem aber nicht. "Nein, das finde ich nicht. Ich werde immer auf den großen Plätzen angesetzt. Ich glaube, dass ich einfach ein bisserl ein anderer Typ bin."

Keine Gefühlsausbrüche

Während zum Beispiel ein del Potro mit dem Publikum "spielt", sich Energie von den Zuschauern holt, sind Gefühlsausbrüche auf dem Platz – speziell in Richtung Fans – bei Thiem selten. "Ich brauche das Rampenlicht nicht, überhaupt nicht. Am wohlsten fühle ich mich im ganz normalen Leben", versicherte Thiem noch in Wels. Er sehe Tennis als einen Job, den er gern mache. "Ich habe jetzt auch keine Lust, mich zu verändern, nur damit mehr Leute im Interviewraum sind oder so. Ich bin wahrscheinlich ein bisserl zu normal, dass da ein Hype entsteht."

Die Bodenständigkeit und Bescheidenheit wird Thiem auch bei noch größeren Erfolgen bleiben. Und das kann ihm niemand vorwerfen. Am weiteren Aufstieg arbeitet der ehrgeizige Thiem akribisch. Niederlagen, vor allem wie jene gegen del Potro nach zwei Matchbällen und klarer Führung, wurmen ihn tage-, wenn nicht wochenlang. Doch er weiß auch seine Grenzen zu ziehen. Jene "zwei Lösungen", die Thiem gemeinsam mit Bresnik nach der Analyse gefunden hat, will er nicht verraten. "Die sage ich fix nicht. Ich habe mir das Match gegen del Potro noch einmal angeschaut. An dem arbeiten wir jetzt, aber das kommt nicht an die Öffentlichkeit."

Asien-Tour

Thiem geht nun in die finale Saisonphase. Nach dem Laver Cup spielt er in Chengdu, Tokio und Schanghai die Asien-Serie, danach in Wien und Paris und mit hoher Wahrscheinlichkeit erneut beim "Masters" der besten acht Saisonspieler in London. Im Vorjahr hatte er sich erst in letzter Minute dafür qualifiziert.

"Es ist jetzt nicht primär in meinem Kopf, weil es sehr gut ausschaut", sagte er, nach Masters-Gedanken befragt. "Ich muss einfach wieder schauen, dass ich richtig gut spiele." Nach zwei Trainingstagen in Wien und dem Prag-Trip geht es direkt nach Asien. "Der Sommer war ein bisserl bitter natürlich, das war nicht ganz zufriedenstellend. Hoffentlich läuft es in Asien besser."

Eines der Ziele für Thiem ist es auch, sich in der Halle zu verbessern. "Das ist klar. Ich habe in Wien und Paris in den letzten Jahren nicht übermäßig gut gespielt. Es ist natürlich schwerer, weil alles näher zusammenrückt, auch in Wien." Die starken Aufschläger, die auch bei seinem Heimturnier am Start sind, erschweren gerade Indoor das Weiterkommen. "Es ist schon einfach, wenn man nicht den besten Tag hat, da früh auszuscheiden." (APA, 19.9.2017)