Nottingham/Wien – Vor wenigen Tagen sorgte eine schwedische Studie über den angeblichen Fund einer Wikingerkriegerin für viel internationales Aufsehen: DNA-Untersuchungen hatten ergeben, dass die Knochen, die vor rund 1000 Jahren in einem "militärischen Heldengrab" in Schweden bestattet worden waren, einer Frau gehörten. (DER STANDARD berichtete.)

Schon bald aber wurde an der Studie Kritik laut. So etwa meldet Judith Jesch, Professorin für Wikingerstudien in Nottingham, in einem umfangreichen Blogeintrag gleich mehrfach Zweifel an: Es sei nicht sicher, ob die analysierten und bereits 1880 entdeckten Knochen tatsächlich aus dem Kriegergrab stammten. Verdächtig ist außerdem, dass am Skelett keine Verletzungen festgestellt worden sind. Zudem dürften die Forscher die Grabbeigaben, aber auch historische Texte falsch interpretiert haben, so Jesch.

Die Forscherin, die sich aus geisteswissenschaftlicher Perspektive mit den Wikingern beschäftigt und mit dem Autorenteam in fachlichem Austausch steht, will mit ihrer Kritik vor allem zu einer Diskussion beitragen. Postwendend hat Erstautorin Charlotte Hedenstierna-Jonson (Universiutät Uppsala) in einem Interview mit "Science" Stellung genommen. Sie hält daran fest, dass die Interpretation der Gruppe richtig sei. Direkte Evidenz, ob die Frau tatsächlich Kriegerin war, lasse sich aus den Knochen nicht ableiten – allerdings auch nicht das Gegenteil. (tasch, 16.9.2017)