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Für Menschen mit Adipositas ist der Weg zu gesundem Körpergewicht oft lang.

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"Übergewicht macht krank. Sie sollten abnehmen" – darauf weisen Ärzte ihre übergewichtigen und adipösen Patienten immer wieder hin. Durch eine Lebensstilintervention schaffen Betroffene es, ihr Gewicht kurzfristig zu reduzieren, langfristig bleibt der Erfolg jedoch meist aus. Viele Menschen schrecken die großen geforderten Gewichtsabnahmen ab, die es bräuchte, um eindeutig vor Adipositas-bedingten Folgeerkrankungen geschützt zu sein.

Tübinger und Potsdamer Forscher des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung haben sich nun in einer in der Fachzeitschrift "The Lancet Diabetes & Endocrinology" veröffentlichten Untersuchung die Fragen gestellt, ob es nicht sinnvoller wäre, erreichbare Zwischenziele zu definieren, um ein individuell gesundes Gewicht zu erreichen, welche Parameter dieses Zwischenziel beschreiben könnten und ob kleinere Schritte, die Betroffenen besser motivieren könnten.

In ihrer Arbeit zeigen die Forscher auf, wie das Konzept der metabolisch gesunden Adipositas in das Risikomanagement der Adipositas-Therapie eingebunden werden kann. Dabei legen sie etwa anhand von eigenen Daten der Tübinger Lebensstil-Interventionsstudie dar, dass eine Gewichtsabnahme von mehr als zehn Prozent bei einem mittleren Ausgangs-BMI von 35 wahrscheinlich ausreicht, um vom "metabolisch kranken" zum "metabolisch gesunden" Übergewicht zu gelangen.

Sich nicht zufriedengeben

Die Wissenschafter betonen dabei aber auch, dass man sich damit langfristig nicht zufrieden geben darf, da auch bei metabolisch gesunder Adipositas das Krankheitsrisiko im Vergleich zum metabolisch gesunden Normalgewicht um 25 Prozent erhöht ist. Zum Vergleich: Bei gleichschweren adipösen Menschen, die als metabolisch krank angesehen werden, ist das Risiko um 150 Prozent erhöht.

Als ein wichtiges Etappenziel bezeichnet Norbert Stefan von der Uniklinik Tübingen das Erreichen eines belegbaren Schutzes vor Adipositas-bedingten metabolischen Erkrankungen: "Sehen Sie diesen Schutz als eine ‚niedrig hängende Frucht’ an. Sie ist zwar nicht leicht zu ernten, aber einfacher zu erreichen, als sich von Anfang an auf die obersten Früchte zu konzentrieren." Die Arzt/Patienten-Kommunikation sei eine wichtige Stütze, um den Patienten zu motivieren, diesen Zustand zu erreichen und zumindest zu halten. (red, 16.9.2017)