Bis die Fetzen flogen: Franck Ribery würdigte Trainer Carlo Ancelotti bei seiner Auswechslung keines Blickes.

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München/Barcelona – Zum Auftakt der Champions League haben sich die Titelkandidaten durchwegs keine Blöße gegeben. Lionel Messi führte seinen FC Barcelona zu einem unerwartet klaren 3:0-Heimsieg über Juventus Turin, Chelsea und Paris Saint-Germain überzeugten mit deutlichen Erfolgen gegen die Außenseiter Qarabag Agdam und Celtic Glasgow. Einzig beim FC Bayern herrschte trotz des 3:0 gegen Anderlecht dicke Luft.

"Das Publikum verdient mehr", sagte Arjen Robben nach dem Heimspiel. "Bei allem Respekt, nach der roten Karte musst du die aus der Arena schießen. Da musst du geil sein und mehr Tore schießen." Robert Lewandowski (12./Elfmeter), Thiago (65.) und Joshua Kimmich (90.) hatten für die Münchner getroffen.

Nach Sven Kums Notbremse gegen Lewandowski, für die er die rote Karte sah (11.), war kaum Spielfreude bei den Bayern zu sehen, selten Tempo, noch seltener mannschaftliche Harmonie. Lewandowski jubelte nach seinem Tor quasi alleine, umgekehrt gratulierte er aber auch Thiago und Kimmich nicht zu den weiteren Treffern; nicht einmal ein Abklatschen gab es. Lewandowski war erst jüngst ob seiner kritischen Interviewaussagen von Klubchef Karl-Heinz Rummenigge gerügt worden.

"Wir müssen uns hinterfragen, alle", lautete Robbens Fazit. Die Stimmungslage bei den ohne den verletzten David Alaba angetretenen Münchnern bleibt angespannt.

Riberys Auszucker

Thomas Müller saß am Vorabend seines 28. Geburtstags erneut bis zur späten Einwechslung auf der Bank. Und der emotionale Franck Ribery riss sich nach seiner Auswechslung das Trikot vom Leib und schleuderte es wütend auf die Bank. Sportdirektor Hasan Salihamidzic rügte den Franzosen für sein Fehlverhalten: "Das darf nicht passieren beim FC Bayern München. Das ist nicht okay. Da werden wir sprechen drüber."

Auch Trainer Carlo Ancelotti äußerte Unverständnis: "Ich kann verstehen, dass er durchspielen will. Aber seine Reaktion nicht." Noch am Mittwoch hat Ribery seine Reaktion nach der Auswechslung mit seinem leidenschaftlichen Einsatz für den FC Bayern zu begründen versucht. "Der Wurf meines nassen Trikots von letzter Nacht hat nichts mit Respektlosigkeit zu tun", teilte der 34-jährige französische Profi schriftlich über die sozialen Netzwerke mit. "Ich war immer einer der ehrlichen und loyalen Spieler in diesem Geschäft, ich respektiere die Fans und ich respektiere den Club, den ich liebe", schrieb Ribery. Eine Entschuldigung beinhaltete das Statement aber nicht.

Der von den Medien hinterfragte Ancelotti verließ das Stadion "insgesamt zufrieden", wie er bemerkte: "Es war keine Topleistung, aber eine Leistung, die uns in dieser Phase reicht."

Schon in zwei Wochen kommt es in Paris zur Kraftprobe mit Neymar und Co. Der Brasilianer gab in Glasgow zusammen mit Kylian Mbappe und Edinson Cavani eine Kostprobe des Offensivpotenzials der Franzosen. Nicht einmal 40 Minuten benötigte das Trio, um sich beim 5:0 gegen Celtic in die Torschützenliste einzutragen. Neymar traf zur Führung (19.) und legte Mbappes 2:0 (34.) auf, ehe er Cavani (40.) nach dessen verwandeltem Foulelfer gratulieren durfte.

Starker Neymar

Neymar war nach der Partie "sehr glücklich". Es sei eine Freude, mit Leuten wie Mbappe zusammenzuspielen. "Für mich ist er ein großartiger Spieler, und er hat das Potenzial, noch besser zu werden." Neben dem Duo, das PSG in Summe mehr als 400 Millionen Euro wert ist, wirkt der vor vier Jahren um 64 Millionen von Napoli verpflichtete Cavani wie ein Schnäppchen. Celtic-Trainer Brendan Rodgers lobte sein Team jedenfalls dafür, in der zweiten Spielhälfte dagegengehalten zu haben.

Keinen Gedanken an Neymar verschwendete dessen Ex-Team. Barcelona montierte Juventus dank des weiter bestechend spielenden Lionel Messi ab. Der Argentinier, der sich am Wochenende beim 5:0 im Derby gegen Espanyol mit drei Toren warm geschossen hatte, bezwang Gigi Buffon im vierten Anlauf zum ersten Mal (45.). Nach dem Seitenwechsel war Messi am zweiten Treffer durch Ivan Rakitic (56.) beteiligt und besorgte nach einem Sololauf schließlich den Endstand (69.).

Juves Abwehr kein Prunkstück mehr

"Ich habe schon oft gegen ihn gelitten, jetzt darf ich mich glücklicherweise freuen", sagte Ernesto Valverde nach der Partie. Barcelonas neuer Coach saß bereits bei einigen Ligarivalen der Katalanen auf der Betreuerbank. Neben Messi wusste auch Andres Iniesta zu gefallen. Der 33-Jährige hat seinen mit Saisonende Vertrag auslaufenden Vertrag noch nicht verlängert. Auch deshalb machen Gegner von Josep Maria Bartomeu weiter für einen Misstrauensantrag gegen den Klubboss Stimmung. Bartomeus größtes Argument dagegen scheint aktuell die Hochform Messis.

Juventus kassierte nach dem gewonnenen Viertelfinal-Duell der vergangenen Saison eine schmerzliche Niederlage. Die Italiener agierten mit einer gegenüber dem Champions-League-Finale gegen Real Madrid komplett umgestellten Abwehr. Neben Leonardo Bonucci und Dani Alves, die den Klub verlassen haben, fehlte auch Giorgio Chiellini wegen einer Verletzung. Trainer Massimiliano Allegri beklagte "drei Tore aus Gegenstößen", außerdem habe Barcelona "diesen einen Spieler, der jedes Spiel verändern kann. Wenn man Messi Räume gibt, wird man bestraft." (red, APA, 13.9.2017)