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Wien/Linz/Berlin – Der oberösterreichische Stahlhersteller Voestalpine steht in Deutschland unter Kartellverdacht. Das deutsche Bundeskartellamt führte am Dienstag in Geschäftsräumen in Linz eine Hausdurchsuchung durch, teilte der Konzern mit. Grund dafür ist der Verdacht auf illegale Preisabsprachen bei Grobblechen.

Entsprechend den europarechtlichen Vorgaben wirkten dabei österreichische Behörden mit, so die Voestalpine. Das Unternehmen nimmt die Vorwürfe laut Eigenangaben ernst und unterstützt die Arbeit der Behörden. Weitergehende Informationen seien "zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich".

Auch Salzgitter und Thyssenkrupp im Visier

Anfang September hatte bereits der deutsche Stahlkonzern Salzgitter Durchsuchungen der Wettbewerbshüter eingeräumt. Von den Preisabsprachen waren Autozulieferer im Bereich Flachstahl betroffen.

Gegen den deutschen Branchenprimus Thyssenkrupp laufen seit 2015 Untersuchungen, wie Reuters kürzlich berichtete. Im Mittelpunkt des Verdachts der Kartellbehörde stehen demnach Preisabsprachen bei der Festlegung von Zuschlägen bei Edelstahlprodukten und legierten Stählen. Allerdings seien die Ermittlungen gegen mehrere Stahlkonzerne auf weitere Stahlprodukte ausgeweitet worden.

Verfahren seit Ende 2015

Das deutsche Kartellamt hat die Stahlunternehmen schon seit längerem im Visier. Seit Ende 2015 läuft ein Verfahren im Bereich Edelstahlproduktion und -vertrieb. Im Sommer des vergangenen Jahres wurden sechs Firmen im Bereich des Einkaufs von Stahl durch die Automobil- und Automobilzulieferindustrie untersucht. Im Juni 2017 durchleuchtete die Behörde drei Autozulieferer aus der Schmiedebranche.

Durchsuchungsbeschlüsse setzen einen Anfangsverdacht für einen Kartellrechtsverstoß voraus, bis zum Abschluss des Verfahrens gilt jedoch die Unschuldsvermutung. Bestätigt sich der Verdacht, drohen empfindliche Geldstrafen. Theoretisch sind Bußgelder von bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes möglich – in der Praxis schöpft die Kartellbehörde diesen Rahmen aber nicht aus. (APA, 12.9.2017)