Auf Bhashan Char will Bangladeschs Regierung geflüchtete Rohingya ansiedeln

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Dhaka/Yangon – Angesichts der großen Zahl an Flüchtlingen der muslimischen Rohingya-Minderheit aus Myanmar erwägt Bangladesch, diese auf einer bisher unbewohnten Insel anzusiedeln. Die Regierung treibt derzeit Arbeiten auf der Insel Bhashan Char voran, um möglicherweise hunderttausende Rohingya dort unterzubringen.

Die erst im Jahr 2006 aus dem Meer aufgetauchte Insel gilt als äußerst unwirtlich, einige Experten halten sie für unbewohnbar. Ein Polizeibeamter in der Region sagte der Nachrichtenagentur AFP, die schlammige Insel werde infolge der Gezeiten ein- bis zweimal pro Jahr überschwemmt. "Ich denke, die Insel benötigt massive Infrastruktur, bevor sie bewohnbar wird", sagte der Beamte. Rund um die Insel sind zudem Piraten aktiv, gegen die die Marine von Bangladesch im Einsatz ist. Die Insel liegt in der Mündung des Meghna-Flusses, bis zur nächsten bewohnten Insel ist es eine Stunde per Boot.

Uno: Umsiedlung "komplex und umstritten"

Außenminister A. H. Mahmood Ali hatte am Sonntag um internationale Unterstützung für eine Umsiedlung der Rohingya nach Bhashan Char geworben. Rohingya-Anführer lehnen die Pläne ab, auch UN-Vertreter sehen diese kritisch. Ein UN-Vertreter warnte, jeder Versuch einer Zwangsumsiedlung wäre "äußerst komplex und umstritten".

Der seit Jahren schwelende Konflikt zwischen Rohingya-Rebellen und Regierungsarmee in Myanmar war Ende August im westlichen Bundesstaat Rakhine wieder voll entbrannt. Bei den Kämpfen wurden seitdem hunderte Menschen getötet, nach jüngsten UN-Angaben flohen bereits rund 370.000 Rohingya nach Bangladesch. Das Land ist mit der Aufnahme der Flüchtlinge jedoch völlig überfordert.

UN fliegen Hilfsgüter ein

Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR begann, Zelte, Decken und andere Hilfsgüter nach Bangladesch einzufliegen, wie es am Dienstag mitteilte. In Myanmar kündigte das Rote Kreuz an, erstmals seit Beginn der jüngsten Gewaltwelle im Unruhegebiet Rakhine Hilfe leisten zu können

Die Rohingya gelten als eine der am meisten verfolgten Minderheiten der Welt. Weite Teile der buddhistischen Mehrheit Myanmars betrachten sie als illegale, staatenlose Einwanderer aus Bangladesch, obwohl viele bereits seit Generationen in Myanmar leben. Ihre Bürgerrechte sind dort weitgehend eingeschränkt. (APA, 12.9.2017)