Wien – "Ich wollte nie mehr als einen normalen Job haben", beteuert Danijela S. am Ende ihres Prozesses unter Tränen. In den Jahren 2015 bis 2017 hatte sie einen solchen nicht – und verkaufte daher Kokain. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum sie vor dem Schöffengericht unter Vorsitz von Sylvia Primer ist – die 38-Jährige hat im Frühjahr auch versucht, Falschgeld an eine verdeckte Ermittlerin der Polizei zu verkaufen.

Verteidiger Ernst Schillhammer bezeichnet seine Mandantin als "etwas einfach gestrickt"; mit Sicherheit hat sie Defizite im Umgang mit Geld. "Haben Sie Schulden?", fragt die Vorsitzende. "Ja. 60.000 bis 70.000 Euro, wahrscheinlich mehr, mit den Zinsen." – "Wofür?" – "Kredite, Möbel, Handy, private Schulden", antwortet die Angeklagte. Alimente für zwei Töchter hat sie seit zwei oder drei Jahren nicht mehr gezahlt, so genau weiß sie das nicht.

Minusgeschäft mit Drogenverkauf

Die finanztechnische Unfähigkeit zeigte sich aber auch beim Drogenverkauf. Von Oktober 2015 bis März 2017 dealte sie, wie sie bei der Polizei freiwillig zugab. Reich ist sie nicht geworden: Insgesamt kaufte sie 50 Gramm à 60 Euro, streckte die Portionen um ein Fünftel mit Milchzucker und verkaufte das Suchtgift wiederum um 60 Euro. Der Gewinn betrug zunächst also 600 Euro, schmolz aber weiter. "Man muss ja in den Lokalen sitzen, auf die Kunden warten und ein, zwei Getränke trinken. Und ich habe selber was genommen, um wach zu bleiben."

Eines der Lokale scheint ein Café in Favoriten gewesen zu sein. Dort kam sie über einen gewissen "Lucky" mit einem Mann in Kontakt, der angeblich gefälschte 500-Euro-Scheine im Nominalwert von 300.000 Euro hatte. Über einen weiteren Bekannten lernte sie eine Frau kennen, die Interesse an Blüten und Kokain hatte. Das Interesse war beruflicher Natur – die Dame ist Undercoverpolizistin.

Zehn Euro Gewinn pro Blüte

Übermäßig lukrativ wäre auch dieses Geschäft nicht gewesen. Ein 500-Euro-Falsifikat hätte 120 Euro kosten sollen, der Angeklagten wären davon zehn Euro geblieben. "Was war Ihre Intention?", will Primer wissen, und erntet einen verständnislosen Blick. "Was? Meine Funktion?" – "Was war der Gedanke dahinter", versucht es die Vorsitzende ohne Fremdwort. "Ich habe gehofft, dass ich die wichtigsten Exekutionen wegbekomme. Ich habe ja Jobs gesucht, aber immer nur Ablehnungen bekommen, da Exekutionen laufen."

"Wie soll das jetzt weitergehen?", fragt die Vorsitzende. S. beginnt zu schluchzen: "Ich habe endlich einen sicheren Job und hoffe, dass ich langsam meine Schulden zahlen kann." Primer ist angesichts des Verdienstes von 1.200 bis 1.300 Euro netto ein wenig skeptisch, wie rasch das gelingen soll.

Der Senat will S. dennoch die Chance nicht verbauen. Sie erhält zu vier Monaten bedingt, die sie im Sommer für Parfumdiebstahl erhalten hat, rechtskräftig weitere 20 Monate als Zusatzstrafe. Auch die muss sie nicht absitzen, wie sie neuerlich unter Tränen zur Kenntnis nimmt. (Michael Möseneder, 11.9.2017)