Tarek Leitner im "profil": "Nachdem diverse Parteien bereits ein neues ORF-Gesetz ankündigen, nehme ich an, dass sie es ernst meinen."

Foto: ORF/Hans Leitner

Wien – Fast die Hälfte der Österreicher glaubt an parteipolitische Bevorzugung in der ORF-Berichterstattung. Laut "Profil" sind es exakt 46 Prozent. Die meisten Befragten sehen die SPÖ bevorzugt (36 Prozent). Immerhin noch 15 Prozent halten die ÖVP für privilegiert, acht Prozent die Grünen und sechs Prozent die FPÖ. Mehrfachnennungen bezüglich der bevorzugten Parteien waren möglich.

28 Prozent der Befragten meinen, dass alle Parteien durch den ORF gleich behandelt werden. 26 Prozent machten keine Angabe zu der Frage.

Das Thema war zuletzt wieder aktuell geworden, da das ORF-"Sommergespräch" mit SPÖ-Chef Christian Kern von Tarek Leitner geleitet wurde, der mit dem Kanzler in dessen Zeit als ÖBB-Vorstand einen Familienurlaub verbracht hatte. Besonders der ÖVP-Kandidat Efgani Dönmez hatte sich darüber entrüstet und auch noch von einem zusätzlichen Urlaub in Kerns Zeit als Kanzler gesprochen, der aber offenbar nicht stattgefunden hat.

Tarek Leitner geht gegen Dönmez vor

Leitner meint dazu im "profil", von sich aus schon vor den "Sommergesprächen" über den Urlaub mit Kern zu dessen Zeit als ÖBB-Chef öffentlich berichtet zu haben. Dieser Umstand sei dann "mit Unwahrheiten angereichert" worden, "die sich skandalisieren ließen". Darauf hätten der ORF und er reagiert, "indem wir dem ÖVP-Kandidaten anwaltlich mitteilen ließen, dass er die Verbreitung von Unwahrheiten unterlassen soll". Leitner geht davon aus, "dass er dem nachkommen wird." DER STANDARD berichtete bereits zu Beginn der Woche über mögliche rechtliche Schritte.

Das Sommergespräch mit Sebastian Kurz bezeichnet Leitner im "Profil"-Interview als "streckenweise schwierig". Im Interview mit Christian Kern habe er "keine Hemmungen" gehabt. Er betreibe seit 30 Jahren "objektive Berichterstattung im ORF".

Wahlergebnisse hätte "immer Auswirkungen auf den ORF"

Politikern geht es laut Leitner "oft weniger darum, wie sie in der Sendung waren, sondern wie sie nachher von den Leuten empfunden werden". Da werde dann oft nachgeholfen. In Zusammenhang mit der Wahl am 15. Oktober sagt Leitner, Wahlergebnisse würden "immer Auswirkungen auf den ORF" haben. Leitner: "Nachdem diverse Parteien bereits ein neues ORF-Gesetz ankündigen, nehme ich an, dass sie es ernst meinen." (APA, red, 10.9.2017)