Graeme Macrae Burnet, "Das Verschwinden der Adèle Bedeau". € 18,40 / 287 Seiten. Europaverlag, München 2017

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Manfred Baumann ist ein Kümmerer. Langweilig, zwanghaft, unscheinbar. Er ist Bankdirektor, mehr durch Protektion als durch Talent. Aber für das Kaff Saint-Louis im Elsass reicht das. Baumann lebt allein in seiner kleinen Wohnung, er geht jeden Tag in dasselbe Beisl, wo er der Kellnerin Adèle hinterherstarrt und sich in Tagträumen verliert.

Ebendiese Adèle verschwindet eines Tages. Der absonderliche Baumann wird von Kommissar Gorski verdächtigt, etwas mit ihrem Verschwinden zu tun zu haben. Weil Baumann sich schämt zuzugeben, dass er Adèle auf dem Nachhauseweg beobachtet hat, verstrickt er sich in Widersprüche. Es entwickelt sich ein Duell zwischen dem Kommissar und dem paranoider werdenden Baumann.

Das ist dramatisch, auch wenn wenig passiert. Schwierig, zu entscheiden, ob man als Erstes das Nachwort lesen sollte – wer Spaß an raffinierten Konstruktionen hat, sollte das wagen, das Vergnügen an diesem ungewöhnlichen Roman von Graeme Macrae Burnet wird es nicht schmälern. (Ingeborg Sperl, 15.9.2017)